Inversion, Refraktionseffekte und Böhmischer Wind

Milleschauer (Mitte) mit dem verzerrten Jeschken und Riesengebirge dahinter

Ein starkes Hochdruckgebiet reicht derzeit von Italien und den Alpen bis weit nach Osteuropa. Es lenkte vor allem gestern milde und trockene Luft nach Mitteleuropa. Am Morgen bildete sich eine markante Inversion mit (lt. Temp von Meiningen) einer Obergrenze von 900-1000m. Die morgendliche Fahrt auf den Fichtelberg mit zahlreichen Temperatursprüngen am Autothermometer und vor allem der „mehrtürmige“ Sonnenaufgang lassen allerdings vermuten, dass sich über dem Erzgebirge mehrere Inversionsschichten gebildet hatten.

Zum Sonnenaufgang meldete der Fichtelberg 5,3°C bei 14% Luftfeuchte. Gleichzeitig wehte ein ruppiger Böhmischer Wind mit Windstärken 6 bis 7 aus Südwest, so dass wir gleich auf Filmaufnahmen mit Stativ und dem 1000mm-Objektiv verzichteten und nur aus der Hand heraus mit kleinerer Brennweite Fotos machten.

Die Sonne zeigte sich ab 07.39 Uhr, also 11 Minuten vor der berechneten Sonnenaufgangszeit total verzerrt am Horizont (Nowaya Semlja-Effekt) und verweilte dort die restliche Zeit, bis sie pünktlich um 07.50 Uhr „richtig“ aufging. Gleichzeitig zeigte sich hinter dem Milleschauer (Milešovka) deutlich das über 200km entfernte Riesengebirge mit dem Jeschken (160 km) am (vermeintlichen) linken Ende mit immer wieder veränderlichen Luftspiegelungen. Im Süden war der Bayrische Wald/Böhmerwald mit Großem Arber (160km) ebenfalls deutlich und teilweise stark verzerrt zu sehen.

Interessant ist, dass sich vor der stark verzerrten Sonnen“scheibe“ die Luftspiegelung eines entfernten Berges abbildet. Berechnungen zufolge könnte dies der 715m hohe Melechov im tschechischen Hochland Kraj Vysočina sein. Der 190 km entfernte Berg, der übrigens als der geografische Mittelpunkt Europas bezeichnet wird, ist die einzig markante Erhebung in Sonnenaufgangsrichtung. Normalerweise ist dieser vom Fichtelberg aus nicht zu sehen, aber wie einige Beobachtungen bei ähnlichen Bedingungen zeigen, werden Berge durch Luftspiegelungen öfter über den Horizont gehoben und dieser wird vor allem durch den Kontrast zur Sonne deutlich sichtbar gemacht.

Im Tagesverlauf erwärmte sich der Fichtelberg auf 8°C. Da dieser oberhalb der Inversion lag, wurde er vom Böhmischen Wind umströmt, wodurch es auf der Nordseite zu einer Durchmischung der Luft kam und die Inversion sich nachfolgend auflöste. Ähnlich wie beim Föhn in den Alpen kann die Warmluft am Nordrand des Erzgebirges absinken. Über Schwarzenberg bis nach Chemnitz bildete sich eine regelrechte Warmluftblase. Die DWD-Station Chemnitz (seit 1882) meldete mit 13,8°C einen neuen Dekadenrekord für die 3. Januardekade. Die 14,9°C in Aue waren immerhin die zweithöchste Dekadentemperatur.

Im Gegensatz dazu wurde das unterhalb der Inversion liegende Osterzgebirge über das Lausitzer Bergland bis zum Zittauer Gebirge von der Kaltluft aus dem Böhmischen Becken überströmt und blieb deutlich kälter. Auch heute gab es entsprechende Temperaturunterschiede, wenn auch auf geringerem Niveau.

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5 Antworten zu Inversion, Refraktionseffekte und Böhmischer Wind

  1. Hanni Huber schreibt:

    ;Danke Claudia für die Beiträge es ist allemal interessant ..Was ist das für e

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  2. Radelnder Uhu schreibt:

    Mit grünem Blitz, wie schön

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  3. joergmatschullat schreibt:

    Beeindruckend, Claudia, Danke

    Jörg

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  4. astrolady100 schreibt:

    auf der Rax im Wiener Voralpenland wurden 8% relative Luftfeuchte gemessen an diesem Tag, der wirklich auch auffallend merkwürdige Sonnenaufgänge bescherte.

    Beeindruckende Fotos Claudia!

    LG

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