Wetterrückblick der Wetterwarte Hohenpeißenberg 2019

Jahr 2019

Nach 2018 und 2015 war das letzte Jahr das drittwärmste auf dem Hohen Peißenberg (deutschlandweit zweitwärmstes) seit Bestehen unserer Messreihe 1781. Wie schon 2018 standen auch im letzten Jahr 10 zu warmen Monaten nur 2 zu kalte gegenüber. Es waren Januar und Mai.

Das letzte Jahr fiel mit einer Mitteltemperatur von 8,7 Grad Celsius um 2,2 grd. zu warm aus. Eine auffallende Häufung der Jahre mit einem Mittel von über 8 Grad Celsius trat ab dem Jahr 2000 auf, wobei die letzten 6 Jahre alle wärmer als 8 Grad Celsius im Mittel waren. Das weist eindeutig auf eine Verstärkung des Temperaturanstiegs in jüngster Zeit hin. Deutschlandweit lagen 9 der 10 wärmsten Jahre zwischen 2010 und 2019.
Ein Blick auf die Jahreszeitenmittel der letzten 20 Jahre zeigt, das besonders die Sommer stetige Wärmezuwächse aufweisen. Galt der Sommer 2003 damals als ein Ereignis, welches höchstens alle 300 Jahre mal vorkommen sollte (Sommermittel 19,1 Grad Celsius), ist nun zu befürchten, dass ein derartig heißer Sommer bald zum Dauerzustand wird, denn 2019 trennten uns ja nur noch 1,4 grd. Unterschied vom bisherigen Rekordhalter.

Europa insgesamt erlebte 2019 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Weltweit war es das zweitwärmste, wie der Copernicus-Klimawandeldienst der EU mitteilte.

Die Jahre 2010 bis 2019 waren weltweit nach Einschätzung der Vereinten Nationen das „heißeste Jahrzehnt der Geschichte“. Das teilte die UNO auf der Weltklimakonferenz im Dezember 2019 in Madrid mit. Die außerordentliche Hitze führte zu weltweiter Gletscherschmelze und Anstieg des Meeresspiegels.

Die Erderwärmung bringt auch steigende Gesundheitsrisiken mit sich. Die zunehmend heißeren Sommer stellen eine tödliche Gesundheitsgefahr dar. Statistisch ist nachweisbar – so weist es der 2. Klima-Monitoringbericht der Bundesregierung aus – starben hitzebedingt 2003 in Deutschland etwa 7500 Menschen mehr, 2006 und 2015 waren es je 6000 zusätzliche Todesfälle. Den steigenden Temperaturen geschuldet ist auch eine Zunahme allergener Pflanzen. Auch gefährden zugewanderte exotische Mücken unsere Gesundheit ebenso wie Bakterien und Blaualgen in Gewässern.

Auf dem Hohen Peißenberg wurde 2019 die höchste Temperatur des Jahres am 24. Juli mit 31,9 Grad Celsius gemessen. Am kältesten war es am 23. Januar mit -10,2 Grad Celsius. Wir registrierten 26 Sommertage (Maxima über 25 Grad Celsius) und 5 heiße Tage (Maxima über 30 Grad Celsius). Frost trat an 94 Tagen auf.

2019 fielen 1286 Liter pro Quadratmeter Niederschlag – 6 % mehr, als langjährig zu erwarten gewesen ist. Besonders niederschlagsreich waren Mai und Oktober, sehr trockene Monate dagegen Juni und November. Messbarer Niederschlag fiel an 174 Tagen. Unsere Niederschlagsdaten und die des Alpenvorlandes sind seit Jahrzehnten ausgeglichen, liegen im Bereich natürlicher Schwankungen und es gibt keine Anomalien in die eine oder andere Richtung. Deutschlandweit lagen die Jahressummen beinahe im Normalbereich – abgesehen von einigen Teilen Ostdeutschlands. Das Dürrejahr 2018, von dem das Alpenvorland verschont blieb, steckt jedoch noch in den Bodenschichten großer Teile Deutschlands unterhalb 25 cm, wie die Karten des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung zeigen. Hier sieht man sehr deutlich die Langzeitfolgen der niederschlagsarmen Monate aus 2018. In den letzten beiden zu trockenen und zu warmen Monaten konnten die Böden dort auch nur sehr wenig Wasser aufnehmen, was zunächst keine gute Hypothek für dieses Jahr darstellt.

Die Sonne schien 2019 2001 Stunden und somit 181 Stunden mehr (110 %) als normal. Deutschlandweit zeigte sich das Alpenvorland wieder einmal am sonnigsten. Hier zeichnet sich in den letzten 10 Jahren ein Trend zu mehr Sonnenstunden ab.
Eine Schneedecke lag an 95 Tagen. Hier weist der Trend nach unten. In den Dekaden 1991 – 2000 sowie 2001 – 2010 lag im Durchschnitt an 110 Tagen Schnee, in den letzten 9 Jahren nur noch an 94 Tagen. Die höchste Windspitze des Jahres betrug am 4. März 33,3 m/s bzw. 120 km/h.

Wetter im Kurzüberblick:

  • Januar: „Berglandwinter“ mit stationärer(länger anhaltender) Nordwestlage und Stauniederschlägen an den Alpen sowie bis ins Vorland, zu kalt, täglich Frost, Rekordniederschlagssumme mit 163 Litern pro Quadratmeter, Rekordschneehöhe mit 105 cm am 11.
  • Februar: Fünftwärmster Februar(4,7 grd. zu warm), nach winterlichem Start bereits zur Monatsmitte frühlingshafte 15 Grad Celsius, dennoch durchgängige Schneedecke(es brauchte einige Zeit, um die Januarschneemassen abzutauen)
  • März : Aprilwetter, sehr stürmische erste Monatshälfte mit Westwetterlage
  • April : 2. Dekade Nachtfröste mit Frostschäden, 3. Dekade bereits sommerlich mit über 20 Grad Celsius
  • Mai : Rückkehr des Winters mit Schneedecke und Nachtfrösten, sehr niederschlagsreich mit doppelter Niederschlagsmenge als normal, Hochwasser an Alpen, Ammer knapp an Überschwemmung vorbei
  • Juni : Zweitwärmster Juni seit 1781, sehr trocken, Superzelle(„Mesozyklone“ bzw. Gewittercluster) zog vom Allgäu Richtung Regensburg mit Hagelkörnern bis 8 cm Durchmesser südlich von München, extreme Hitzewelle und Dürre landesweit
  • Juli : Rekordhitze durch afrikanische Heißluft, 22 DWD-Stationen maßen am 25. über 40 Grad Celsius, 3 Tage hintereinander über 40 Grad Celsius an deutschen Stationen bisher einmalig, 3 Tage hintereinander über 30 Grad Celsius auf Hohem Peißenberg auch erstmalig
  • August: Hoher Peißenberg unbeständig, wechselhaft und zu warm, deutschlandweit zu trocken mit vereinzelten, jedoch schweren Unwettern
  • September: Endlich auch deutschlandweit flächendeckend viel Regen
  • Oktober : Erste Schneeflocken auf Hohem Peißenberg am 2., 2. Dekade Altweibersommer mit Maxima über 20 Grad Celsius, niederschlagsreich
  • November : Erste Schneedecke am 13. mit 7 cm, Südalpen meterhohe Schneemassen durch mehrere Tiefs hintereinander(Österreich, Südtirol)
  • Dezember : Wenig winterlich, neuntwärmster Dezember, ungewöhnlich warme 2. Dekade mit Maxima bis 17 Grad Celsius, „grüne“ Weihnachten

Siegmar Lorenz, Wetterbeobachter, Dipl.-Ing. (FA)

Dezember

Der meteorologische Winter am 1. Dezember begann auf dem Hohen Peißenberg leicht winterlich. Der erste Adventssonntag sollte allerdings der winterlichste bleiben. Ein Tief über Skandinavien steuerte für einige Tage relativ trockene Kaltluft bis an die Alpen. Während der ersten Dezembertage lag eine Schneedecke von 1 bis 3cm. Am 3. verharrte auch das Quecksilber unter dem Nullpunkt, so dass wir den ersten Eistag des Winters verzeichnen konnten. Schon bald stellte sich jedoch eine Westströmung ein, mit der milde Luftmassen vom Atlantik zu uns gelangten. Dabei stiegen die Tagesmaxima am 6. und 8. bereits wieder über 10 Grad Celsius an. Aber immerhin war es vom 3. bis 7. trocken, die Sonne schien maximal – mit 8 Stunden Sonnenschein täglich – bei ausgezeichneter Fernsicht.

Zu Beginn der 2. Dekade drehte die Luftströmung auf Nordwest, die Temperaturen gingen ein wenig zurück. Bei unbeständiger und nasskalter Witterung fiel Regen und Schnee, so dass sich vom 10. bis 13. eine Schneedecke von 8cm ausbilden und halten konnte. In den Morgenstunden des 11. Dezember gab es bei uns auf dem Hohen Peißenberg einen Föhneinschub, die relative Luftfeuchte lag zwischen 5 und 6 Uhr bei nur 7%! Frühe Bergbegeher hätten großen Durst verspürt. Zum Ende der 2. Dekade gab es wieder mehrere Föhntage. Die südliche Luftströmung über die Alpen verschärfte sich. Zwischen einem Tief über Spanien und einem Hoch über dem Schwarzen Meer erreichte uns mal wieder Luft aus Afrika, angereichert mit Saharastaub. So stiegen die Tagesmaxima vom 15. bis 20. weit über 10 Grad Celsius an. In der Nacht vom 16. bis 17. betrug die tiefste Temperatur nur 11,5 Grad Celsius – das höchste Dezemberminimum seit Bestehen unserer Messreihe 1781! Föhnbedingt ergaben sich am 17. Dezember sehr große Temperaturgegensätze in Bayern. So wurden um 07 Uhr in Bad Kohlgrub 18 Grad Celsius und auf dem Hohen Peißenberg 14 Grad Celsius gemessen. Augsburg und Neuburg/Donau meldeten zur gleichen Zeit -1 bzw. -2 Grad Celsius.

Die 3. Dekade war auch nur wenig winterlich. Vom 20. bis 27. zogen auf westlicher Zugbahn ununterbrochen Tiefdruckgebiete auf Mitteleuropa zu. Täglich fiel Niederschlag, teils Regen, teils Schnee, letzterer projizierte am 27. stundenweise einen Hauch von Winter auf den Rasen unseres Messfeldes. Die Sehnsucht nach weißen Weihnachten erfüllte sich für viele nicht. Immerhin stieg am Heiligen Abend das Thermometer „nur“ auf 4,7 Grad Celsius und nicht wie 2012 auf 16,8 Grad Celsius. Allerdings liegen inneralpin oberhalb 1300 bis 1500m ausreichende Schneemengen für Wintersportler – besonders in Österreich und Südtirol. In den deutschen Mittelgebirgen reicht es zum Jahresbeginn im Feldberggebiet (Schwarzwald), den höheren Lagen des Bayerischen Waldes sowie auf dem Fichtelberg im Erzgebirge für wintersportliche Betätigungen.

Ein Zwischenhoch kurz nach Weihnachten ließ die Temperaturen wieder etwas zurückgehen. Nun bekam die Luft die Chance, in den langen Nächten auszukühlen. Es gab wieder Nachtfröste und am 28. den zweiten und letzten Eistag (Tagesmaximum unter 0 Grad Celsius) des Dezember. Das Jahr verabschiedete sich versöhnlich mit zwei sehr schönen Tagen am 30. und 31. Bei wolkenlosem Himmel und maximalem Sonnenschein gab es ausgezeichnete Fernsichten. Der Dezember war auch jenseits unserer Grenzen viel zu warm. Die milde Atlantikluft flutete weite Teile Europas. Kaltluft aus nördlichen oder östlichen Richtungen hatte keine Chance.

Insgesamt fiel der Dezember mit einer Monatsmitteltemperatur von 3,3 Grad Celsius um 3,8 grd. zu warm aus. Es war der neuntwärmste Dezember seit Bestehen unserer Messreihe. In den letzten 20 Jahren war der Dezember 16 mal zu mild und nur 4 mal zu kalt. Der Dezember war der siebente in Folge hintereinander mit positiver Temperaturabweichung, d.h. der letzte zu kalte Monat war der Mai.
Das Monatsmaximum betrug am 20. 16,6 Grad Celsius. Am kältesten war es am 29. mit -6,1 Grad Celsius. Frost trat an 15 Tagen auf, Eistage gab es 2. Am Jahresende war der Boden bis 10cm Tiefe gefroren.

Bayern war im Dezember kältestes Bundesland. Deutschlandweit am wärmsten war es am 20. mit 20,2 Grad Celsius in Piding bei Bad Reichenhall. Der tiefste Wert wurde am 12. in Oberstdorf mit -13,1 Grad gemessen.

Der Dezember war zu trocken. Es fielen 56 Liter pro Quadratmeter Niederschlag und damit nur 85 % der langjährig zu erwartenden Menge. Auch deutschlandweit gab es zu wenig Niederschläge, weshalb im Landesdurchschnitt noch immer ein großes Regendefizit besteht. Die Sonne schien 101 Stunden und damit 16 Stunden (19%) länger als im Durchschnitt. 5 Tage blieben ohne Sonnenschein. Bayern war zweitsonnigstes Bundesland. Die höchste Windspitze lag im Orkanbereich (Windstärke 11 der Beaufort-Skala) und betrug 29 m/s bzw. 104 km/h am 14.

Siegmar Lorenz, Wetterbeobachter, Dipl.-Ing. (FA)

November

Der November begann mild und feucht mit einer Luftströmung aus Südwesten. Tiefdruckgebiete zogen vom Nordatlantik auf relativ weit südlicher Bahn über West- und Mitteleuropa ostwärts. Diese Tiefs versorgten auch uns mit Niederschlägen. Die 1. Dekade zeigte sich daher auf dem Hohen Peißenberg mild und wechselhaft. Am 2. wurde der Temperaturhöchstwert des Monats von 15,0 Grad Celsius gemessen. Niederschläge fielen fast täglich.

Ab der 2. Dekade zogen die Tiefs vom Nordatlantik, mit Höhenkaltluft aus nördlichen Breiten im „Gepäck“, auf noch südlicherer Zugbahn über Südspanien ins Mittelmeer. Dort fanden sie durch das im Herbst noch recht warme Wasser(aktuell 17 bis 20 Grad Celsius) die Möglichkeit, sich maximal mit Feuchte anzureichern und zu verstärken. Dabei gilt, je wärmer das Wasser, desto mehr Feuchtigkeit kann die Luft aufnehmen – und der Klimawandel lässt auch die Mittelmeertemperaturen steigen, was auch Einfluss auf unser mitteleuropäisches Wettergeschehen hat. So traten Starkniederschläge und Stürme rund ums Mittelmeer auf, erreichten bzw. streiften aber auch Teile der Schweiz, Südtirols, Norditaliens und Österreichs. Es bildeten sich 6 Italientiefs in Serie, jeden zweiten Tag ein neues. Sie “versorgten“ die alpinen Regionen Kärntens und Osttirols mit meterhohem Schnee, denn die feuchte Mittelmeerluft wurde mit südlicher Anströmung gegen die Alpen gedrückt und an diesem natürlichen Hindernis ausgepresst wie ein Schwamm. Es wurden Lawinen ausgelöst. Dabei fielen in Südkärnten innerhalb nur 2 Wochen bis zu 500mm Niederschlag! Der Nassschnee ließ Bäume umbrechen, tausende Haushalte waren zeitweise ohne Strom, einige Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten. Stark betroffen von Schneemassen und Stromausfällen waren auch Südostfrankreich und die Schweiz. Vorderseitig der kräftigen Mittelmeertiefs wehte der Wüstenwind Scirocco aus südöstlicher Richtung von der Sahara Richtung Mittelmeer, wo er das Wasser tagelang in die Lagune von Venedig drückte, mit der Folge, dass dort der Notstand wegen Hochwasser ausgerufen wurde. In Deutschland ging es dabei recht gemäßigt zu, nur ein kleiner Teil der Niederschläge schaffte es über den Alpenhauptkamm.

In Europa hatten wir es für reichlich 2 Wochen mit einer stationären bzw. blockierenden Großwetterlage zu tun, d.h. großflächige Regionen hatten längere Zeit gleiches Wetter: Nordskandinavien Rekordkälte mit viel Schnee, Westeuropa war kühl und wechselhaft, von den Südalpen bis zur oberen Adria fielen extrem viel Niederschläge, Südosteuropa war sehr warm. Stationäre Großwetterlagen, zu welchen auch der Typ Tief Mitteleuropa zählt, haben daher sehr hohes Unwetterpotential und treten seit 15 Jahren immer gehäufter auf.

In der 2. Dekade erreichte uns Kaltluft eines Nordseetiefs, so dass vom 11.-13. der Regen in Schneefall überging. Am 13. konnten wir eine Schneedecke von 7 cm Höhe messen, welche aber nur 3 Tage Bestand hatte, denn als Folge der Tiefdruckserien südlich der Alpen wehte der Föhn darüber, welcher diese wieder rasch abschmelzen ließ. Nach Tagesmaxima von nur knapp über dem Nullpunkt vom 11. bis 13. wurden am 15. bereits wieder 12,9 Grad Celsius gemessen.  Am 11., 14. und 15. verzeichneten wir außergewöhnliche Fernsichten. Am 11. und 21. ragte der Hohe Peißenberg oftmals aus einem Nebelmeer heraus.

In der 3. Dekade stellte sich die Wetterlage um, aus Westen und Südwesten erreichte uns wieder milde Atlantikluft. An 5 Tagen stiegen die Tagesmaxima auf dem Hohen Peißenberg nochmals auf 10 bis 14 Grad Celsius an. Im Wechsel mit Sonnenschein und Nebel gab es sogar noch einige wandertaugliche Spätherbsttage. Am 27. herrschte kurzzeitig außergewöhnliche Fernsicht, so dass man auf dem Hohen Peißenberg den Fernsehturm in Stuttgart, vermutlich erstmalig, sehen konnte!  Zum Monatswechsel etablierte sich ein Tief über Südskandinavien, polare Luftmassen erreichten Deutschland. Ab dem 29. mischten sich zunehmend Schneeflocken unter den Regen, so dass es am Monatsende wieder winterlich bei uns aussah. Die zarte Schneedecke von 2cm Höhe, garniert mit Nebelfrostablagerungen auf den Bäumen, nährten die Hoffnungen vieler auf Winterwetter im Dezember.

Insgesamt fiel der November mit einer Monatsmitteltemperatur von 4,0 Grad Celsius um 1,4grd. zu warm aus. Die höchste Temperatur wurde am 2. mit 15,0 Grad Celsius gemessen. Das Monatsminimum sank am 11. auf -4,6 Grad Celsius. An 10 Tagen des Monats wurde der Nullpunkt unterschritten(Frosttage). Bayern war im November kältestes Bundeland. Der letzte Herbstmonat war zu trocken. Es fielen 44 Liter pro Quadratmeter Niederschlag, d.h. nur 61 % der langjährig zu erwartenden Summe. Völlig trocken blieben 8 Tage. Eine Schneedecke lag an 4 Tagen, am höchsten am 13. mit 7 cm. Die Sonne hielt sich bei mindestens 20 Nebeltagen etwas zurück, schien nur 69 Stunden, was 75 % des langjährigen Mittels entsprach. Die höchste Windspitze betrug am 15. 25 m/s bzw. 90 km/h. Auch deutschlandweit war der November zu mild, sonnenscheinarm und etwas zu trocken. Im Nordschwarzwald gab es sogar noch einen Sommertag mit 27,7 Grad Celsius.

Herbstrückblick

Nach dem zweitwärmsten Herbst unserer Stationsgeschichte im Vorjahr war der diesjährige nur der vierzehntwärmste mit einem Jahreszeitenmittel von 9,1 Grad Celsius. Zwar waren alle Monate zu warm, jedoch etwas moderater.

Der September konnte, besonders in der 2. Dekade, mit fast sommerlichen Temperaturen aufwarten. Der Altweibersommer trat im Oktober planmäßig auf und sogar Niederschläge fielen genug. Die Spannbreite der Herbsttemperaturen lag zwischen 24,0 Grad Celsius am 1. September und -4,6 Grad Celsius am 11. November. Bayern war im Herbst kältestes Bundesland. Die ersten Schneeflocken zeigten sich am 2. Oktober. Am 13. November bildete sich die erste Schneedecke aus.

Der Herbst war deutschlandweit etwas zu nass, was eine gute Nachricht ist, denn ab der 3. Septemberdekade regnete es auch oftmals flächendeckend, womit die lange Dürreperiode endlich ihr Ende fand, allerdings mit irreversiblen Schäden für die Forstwirtschaft durch abgestorbene Wälder. Deutschlandweit brachte der Herbst 11 % zu viel Regen,  auf dem Hohen Peißenberg waren das 19 %. September und Oktober waren zu nass, November zu trocken.

Die Sonnenscheindauer des Herbstes entsprach ziemlich genau den Normalwerten.

Unsere österreichischen Nachbarn erlebten den viertwärmsten Herbst seit Messbeginn 1767 und hatten dennoch im November 2 – 3mal so viel Schnee als im Mittel.

Siegmar Lorenz, Wetterbeobachter, Dipl.-Ing. (FA)


Oktober

Der Oktober im allgemeinen ist für ruhige Hochdruckwetterlagen, Nebel, aber auch für erste Herbststürme bekannt. Auf dem Hohen Peißenberg fällt oftmals der erste Schnee, der dann auch mal für einige Tage liegen bleibt. Wurde der diesjährige Oktober seinem Ruf gerecht?

Die unbeständige Witterung der letzten Septemberdekade setzte sich zunächst auch im Oktober fort. Tiefdruckgebiete zogen vom Atlantik über England nach Südskandinavien, deren Ausläufer überquerten Deutschland von Nordwest nach Südost.

Bemerkenswert war schon im Vormonat , am 29. September, die Entwicklung eines Wirbelsturms über dem tropischen Atlantik zu einem extrem starken Hurrikan. Er verfehlte mit seiner Zerstörungskraft die Azoren nur knapp, die Wellen auf dem Atlantik erreichten Höhen bis 15 Meter. Er zog dann unter Abschwächung als starkes Tief Richtung Irland, wurde in die Frontalzone eingebettet und passierte schließlich Deutschland am 4. Oktober als harmlose Luftmassengrenze. Die Besonderheit daran war, dass noch nie so weit östlich auf dem Atlantik ein Hurrikan dieser Stärke beobachtet wurde. Hurrikans speisen ihre Energie aus der Meeresoberfläche. Je wärmer sie ist, desto mehr Energie können sie aufnehmen. So ist es natürlich kein Zufall, dass die Temperatur im Ostatlantik in diesem Jahr besonders hoch ist – als Folge der allgemeinen Erderwärmung. Forscher sind der Ansicht, dass der Trend sich fortsetzt und künftig auch Europa mit einer Hurrikansaison rechnen muss.

Die erste Oktoberdekade war also durchweg von Tiefdruckeinfluss geprägt. Nachts sanken die Temperaturen am 2. auf 2 Grad Celsius ab, unser Automat meldete zwischen dem Dauerregen nachts einige Schneeflocken(die ersten dieser Saison), was wir ihm daher glauben können. Kalte Meeresluft aus Nordwesten ließ die Tagesmaxima am 5. und 6. unter 10 Grad Celsius verharren, was zuletzt im Mai der Fall war. Nun stellte sich die klassische Westwetterlage ein, denn Islandtief und Azorenhoch hatten Position bezogen, weshalb nun täglich Regengebiete unser Land überquerten. Bis Dekadenende fielen 82 Liter pro Quadratmeter Niederschlag, d.h.  schon mehr als im langjährigen Durchschnitt den ganzen Monat zu erwarten wären. Häufig war es neblig und windig. Völlig anders zeigte sich die 2. Dekade – warm und fast sommerlich auf dem Hohen Peißenberg. Mit Südwestwinden und dem Aufbau eines Hochdruckgebietes wurde der Altweibersommer eingeleitet. Die Temperaturen stiegen deutschlandweit auf sommerliche Werte, bei uns an 5 Tagen über 20 Grad Celsius. So wurden am 13., 15. und 20., auch mit Föhnunterstützung bei extremer Fernsicht, neue Tagesmaximarekorde aufgestellt, welche sich in der Spanne von 21,8 bis 23,8 Grad Celsius bewegten. Die Sonne schien an einzelnen Tagen nochmals bis zu 10 Stunden, so dass es viele Menschen in die Berge und an die Seen zog. Der Ansturm war, besonders an Wochenenden so gewaltig, dass die Süddeutsche Zeitung am 19.10. einen längeren Artikel folgerichtig mit „Freizeitkollaps im Oberland“ überschrieb. Während es deutschlandweit ab 17. bereits wieder viel unbeständiger wurde, ging der „Goldene Oktober“ bei uns in Südbayern und dem Alpenraum in die Verlängerung. Die Südwest- bis Südströmung brachte uns nur einige Wolken mehr, es blieb auch über die 3. Dekade hinaus sehr mild(Maxima an einzelnen Tagen erneut über 20 Grad Celsius). Vom 10. bis 26. fielen daher nur 2 Liter pro Quadratmeter Niederschlag. Am 28. überquerte uns eine Kaltfront, welche durch Stau an den Alpen länger bei uns verweilte. Es regnete 3 Tage lang, auch einige Schneeflocken waren darunter, die aber nicht zur Ausbildung einer Schneedecke führten. Dichter Dauernebel mit Sichtweiten bis nur 10 Meter hielt vom 27. abends bis 1. November morgens ununterbrochen an. Ab dem 29.lagen die Temperaturen auch durchweg unter 5 Grad Celsius.

Insgesamt fiel der Oktober mit einer Monatsmitteltemperatur von 10,7 Grad Celsius um 2,7 grd. zu warm aus. Es war der siebentwärmste Oktober seit Bestehen unserer Temperaturmessreihe 1781. Der Klimadienst Copernicus teilte mit, dass die Durchschnittstemperatur im Oktober weltweit um 0,7 grd. höher als im Vergleichszeitraum 1981 bis 2010 lag. Copernicus ist das operative Erdbeobachtungsprogramm der EU. Der wärmste Tag des Monats auf dem Hohen Peißenberg war der 15. mit einem Tagesmaximum von 23,8 Grad Celsius. An 8 Tagen wurden 20 Grad Celsius überschritten. Am kältesten war es am 31. mit 0,6 Grad Celsius. Bayern war im Oktober kühlstes Bundesland, aber dennoch 2 grd. wärmer als im langjährigen Mittel. Landesweit wurden an 80 Stationen 25 Grad Celsius überschritten. Spitzenreiter mit 27,7 Grad Celsius war Olsbach im nördlichen Schwarzwald.  Die Niederschlagssumme betrug 128 Liter pro Quadratmeter – fast das Doppelte der langjährig zu erwartenden Menge. Somit fielen seit Jahresbeginn bereits jetzt über 100 Liter pro Quadratmeter Niederschlag zu viel – ein Plus von 11 %.Messbarer Niederschlag wurde an 15 Tagen registriert, davon an 4 Tagen mit Schnee vermischt. Bayern- und deutschlandweit am meisten Niederschlag fiel in den Staulagen des Allgäu mit über 220 Litern pro Quadratmeter. Die Sonne schien 135 Stunden – 10 % weniger als im langjährigen Durchschnitt. An 6 Tagen sahen wir sie nicht. Herbststürme blieben bisher aus. Die höchste Windspitze betrug am 8.  24 m/s bzw. 86 km/h.

Winterausblick::

Wagt man einen Ausblick auf den Winter, kann man auf Bauernregeln schauen, sich aber auch auf dem Terrain der moderneren Wissenschaft bewegen.

So hat ein zu warmer und zu trockener Oktober in 90 % der Fälle einen überdurchschnittlich zu kalten Januar zur Folge. Hoher Luftdruck im Oktober, für den der Altweibersommer ja steht, wiederholt sich also oftmals im Januar.

Einen großen Einfluss auf die Wetterlagen haben die Perioden der Sonnenflecken, welche einen 11-Jahres-Rhythmus haben. Das Sonnenfleckenminimum ist ein Indiz für eine schwächelnde Sonne. Kältere Winter traten bisher sehr oft im Umfeld eines Sonnenfleckenminimums auf, weshalb wir auf einen kalten Winter hoffen können. Relativiert wird das aber womöglich durch die mittlerweile positiven Temperaturanomalien weltweit, die diesen Effekt dämpfen. Die Rechenmodelle hochleistungsfähiger Computer prophezeien in der Mehrzahl allerdings einen viel zu warmen Winter.

Siegmar Lorenz, Wetterbeobachter, Dipl.-Ing. (FA)


August

Der letzte Sommermonat fiel erneut zu warm aus, brachte jedoch – im Gegensatz zu den Vormonaten – überreichlich Niederschläge, keine Trockenperioden und kann sogar als unbeständig und wechselhaft bezeichnet werden.

Während der 1. Dekade lag eine Luftmassengrenze quer über Deutschland und trennte kühlere Atlantikluft im Norden von heißer Tropikluft im Süden. Die Temperaturspanne der täglichen Maxima bewegte sich auf dem Hohen Peißenberg zwischen 20 und 29 Grad Celsius, wobei es in feucht-warmer Luft häufig zu Schauern und Gewittern unterschiedlicher Intensität kam.

In der 2. Dekade kam die Frontalzone nach Süden voran – zum Verdruss mancher Ost- und Nordseeurlauber, welche einige trübe und verregnete Tage dort erdulden mussten. Das Starkwindfeld in der Höhe erstreckte sich vom Norden Portugals über Nordfrankreich und Norddeutschland bis Weißrussland. Bei uns lagen die Tagesmaxima vom 12. bis 15. nur zwischen 15 und 19 Grad Celsius. Am 11. und 12. fielen, unter dem Einfluss atlantischer Luftmassen und  begleitet von Gewittern, 50 Liter pro Quadratmeter Niederschlag  – ein Drittel der langjährigen Augustsumme. Mit Südwestwinden konnten die Temperaturen vom 16. bis 19. wieder über 20 Grad Celsius klettern.  Der wärmste Tag des Monats fiel dabei auf den 18. mit einem Maximum von 29,4 Grad Celsius. Erneut lag eine Luftmassengrenze über Deutschland. Unwetter, Hagel, Orkanböen inkl. erheblicher Schäden waren die negativen Auswirkungen, denn eine kräftige Gewitterzelle hatte sich vom Saarland bis nach Polen auf den Weg gemacht, dabei besonders südlich von Offenbach große Schäden verursacht. Der Dauerregen, welcher uns am 20. heimsuchte und an dem 28 Liter pro Quadratmeter fielen, entstand durch Aufgleitniederschläge. Warme Luft aus Südwesten hatte sich auf kältere aus Nordosten geschoben.

Die 3. Dekade begann sehr trüb, vom 21. bis 23. grüßte eindeutig schon der bevorstehende Herbst. Die Sonne zeigte sich fast nicht. Am 23. herrschte Dauernebel – das Tagesmaximum betrug nur 13,1 Grad Celsius. Ab dem 24. ging es mit den Temperaturen noch einmal kräftig bergauf, der Spätsommer meldete sich. Am 25. erreichte das Gemeindegebiet Hohenpeißenberg ein kräftiges Gewitter mit seltener Zugbahn: Ammersee – Berggipfel – Hohenpeißenberg. Innerhalb von nur 20 Minuten waren 20 Liter pro Quadratmeter Niederschlag gefallen. Am 30. und 31. verabschiedete sich der Sommer bei uns mit maximalem Sonnenschein (12 – 13 Stunden je Tag) und am 31. nochmals mit einem Sommertag(Maximum 25,7 Grad Celsius). Das Monatsende bescherte unserem Norden und Nordwesten nochmals Rekordhitze, denn die dortigen Höchstwerte von 35 Grad Celsius stellten für Ende August einen Rekord dar.

Insgesamt fiel der August mit einer Monatsmitteltemperatur von 17,0 Grad Celsius um 2,4 grd. zu warm aus. Von den 5 Sommertagen (Maxima über 25 Grad Celsius) war der 18. mit einem Monatsmaximum von 29,4 Grad Celsius der wärmste. Am kältesten war es am 21. mit 9,1 Grad Celsius. Messbare Niederschläge fielen an 16 Tagen – insgesamt 183 Liter pro Quadratmeter. Somit wurde das Monatssoll sogar um 17% überschritten. Trotz der nunmehr schon 5 zu trockenen Monate in diesem Jahr ist unsere Jahresniederschlagsbilanz nun ausgeglichen! Davon können die meisten Regionen bundesweit nur träumen. Deutschlandweit fielen nur 80% des langjährigen Mittels, manche Orte in Ostdeutschland blieben nahezu trocken. Punktuelle Unwetter brachten nur lokal vereinzelt 100 Liter pro Quadratmeter in wenigen Stunden. Dennoch verschärfte sich die Trockenheit aber weiter, denn im Gegensatz zu Südbayern fielen deutschlandweit im Flächendurchschnitt seit Jahresbeginn lediglich 45 – 60% der klimatologisch zu erwartenden Niederschlagssummen. Vielerorts sind die Böden bis 1,8m Tiefe ausgetrocknet, womit nachhaltig die Wälder geschädigt werden (Baumsterben). Im Norden und Osten Deutschlands fehlt den Böden das Wasser. Die Lage ist so dramatisch, dass unsere Bundesagrarministerin Julia Klöckner zum Monatsende zum nationalen Waldgipfel einlädt. Neben der Waldbrandgefahr klagen die Landwirte über Ernteverluste und Futtermangel für die Tiere.

Die Sonne im August schien insgesamt 215 Stunden, was ziemlich genau dem langjährigen Mittel entsprach. An 10 Tagen wurden Gewitter beobachtet. Bayern war im Sommer das blitzreichste Bundesland (entsprach 25% aller Blitze deutschlandweit), wie das Münchner Blitzortungsunternehmen nowcast mitteilte.   Nebel trat an 16 Tagen auf. Die höchste Windspitze betrug am 7. 19 m/s bzw. 68 km/h.

Sommerrückblick

Der zurückliegende Sommer war nach 2003 und 2015 der drittwärmste seit Beginn unserer Aufzeichnungen 1781 mit einem Mittel von 17,7 Grad Celsius. Daran ist schon zu erkennen, dass es kein „Siebenschläfersommer“ war, denn der atlantische Einfluss war schwach ausgeprägt. Die Tiefdrucktätigkeit wurde durch relativ hohe Wassertemperaturen im Nordatlantik geschwächt, welche die Temperaturunterschiede zwischen Nord und Süd verringerten. Stattdessen dominierten meridionale Strömungsmuster, welche die Entstehung der Hitzewellen begünstigten. Stationäre Wetterlagen führten daher zu mehr konvektiven Niederschlägen (Schauer und  Gewitter regional sehr unterschiedlich verteilt) und keinem flächendeckenden Dauerregen.

Während der Juni bei uns um 5,6grd. zu warm ausfiel, schafften Juli und August „nur“ 2,8 bzw. 2.4grd. Der Sommer auf dem Hohen Peißenberg konnte mit 26 Sommertagen (Maxima über 25 Grad Celsius)aufwarten, wovon 5 heiße Tage (Maxima über 30 Grad Celsius) waren. Das Sommermaximum der Lufttemperatur wurde am 24.7. mit 31,9 Grad Celsius gemessen. Am kältesten war es am 10.7. mit 7,6 Grad Celsius. Bemerkenswert war die extreme Hitzewelle vom 24.-26. Juli über Deutschland, bei der täglich 40 Grad Celsius überschritten wurden und dabei an einem Tag 15 Wetterstationen diese Überschreitung meldeten. Sehr trocken waren Juni und Juli mit nur 30 bzw. 66% der langjährigen Niederschlagserwartung. Der August dagegen konnte sein Soll sogar um 17% überschreiten. Bayern war das zweitniederschlagsreichste Bundesland im Sommer. Sehr sonnenscheinreich war der Juni mit 313 Stunden (sonnigster Juni seit Bestehen dieser Messreihe 1937). Der Juli bot einen leichten Überschuss (106%), während der August dem langjährigen Mittel entsprach. Jeder Sommermonat endete – deutschlandweit – mit einem deutlichen Überschuss an Wärme und Sonnenschein.

Anmerkung:

Denkt man an die waldbrandverursachende Trockenheit in Deutschland, welche naturgegeben ist, muss man unwillkürlich an Südamerika denken. Dort wird die „Axt“ absichtlich angelegt. Im Amazonasgebiet werden Brandrodungen für Rinderweiden und Soja-Äcker durchgeführt. Brasilien ist weltweit größter Rindfleischexporteur (2019 rund 2,2 Millionen Tonnen) und will – Klimawandel hin oder her – diese Flächen gewinnbringend bewirtschaften um den „Appetit der Welt“ (Bolsonaro)zu stillen. Dabei bedeckt der südamerikanische Regenwald 7% (noch) der Fläche der Erde und speichert ca. 120 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, welche als Kohlendioxidäquivalente in die Atmosphäre freigesetzt werden könnten und das Weltklima in großen Dimensionen massiv und unumkehrbar schädigen.

Siegmar Lorenz, Wetterbeobachter, Dipl.-Ing. (FA)


Juli

Auch der zweite Sommermonat war von Extremen geprägt – Rekordhitze und Dürre landesweit.

Der Juli begann gleich am ersten Tag mit dem Durchzug einer Kaltfront, begleitet von Gewittern und Hagel, womit die Hitzewelle der letzten Junidekade zunächst beendet wurde. Bis zum 6. war es moderat sommerlich, d.h. die Temperaturen blieben auf dem Hohen Peißenberg unter 30 Grad Celsius. Am 7. überquerte uns eine zweite Kaltfront, welche Nordseeluft heranführte, so dass die Tagesmaxima vom 7. bis 15. sogar unter 20 Grad Celsius verharrten.  Diese Kaltfront zog bis zum Mittelmeerraum nach Süden und löste über Norditalien, Griechenland, aber auch besonders an der nördlichen Adria, extrem kräftige Gewitter bislang nicht gekannten Ausmaßes aus. Auf Videos sah man Tornados, Wasserhosen und flüchtende Urlauber am Strand. Es wurden Hagelkörner mit einem Durchmesser von 15 cm gezeigt, welche bis zu 300 Gramm wogen! Deutschlands bislang größtes Hagelkorn wurde am 8. August 2013 bei Reutlingen gefunden und hatte einen Durchmesser von 14 cm. Ab dem 12. überquerte ein hochreichendes Tief Mitteleuropa von NW nach SE. Immerhin gab es deshalb mal 4 Tage lang über Deutschland Regen, Schauer und Gewitter – dennoch nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Ab der Monatsmitte geriet die kühle und feuchte Meeresluft unter Hochdruckeinfluss, die Temperaturen stiegen allmählich wieder an – ab dem 19. auf sommerliche Werte über 25 Grad Celsius. Dieser „Höhenflug“ steigerte sich bis zur zweiten, noch extremeren Hitzewelle dieses Sommers. Zwischen einem Tief an der irischen Westküste und einem Hoch über dem östlichen Mitteleuropa gelangte afrikanische Heißluft über Spanien mit einer Südwestströmung zu uns. Eine zusätzliche Erhitzung dieser Luftmasse erfolgte durch die ungehinderte Einstrahlung des wolkenlosen Himmels über den Landmassen. Verstärkend wirkte die Tageslänge des Juli (lange Sonnenscheindauer).

An der Station des DWD in Lingen wurde am 25. eine Rekordtemperatur von 42,6 Grad Celsius gemessen. Experten der privaten Konkurrenz zweifeln diesen Wert mangels Standortqualität jedoch an und begründen das mit zu viel Bewuchs des Messfeldes (Hitzestau), welcher den WMO-Kriterien wiedersprechen würde. Aus ihrer Sicht wäre es nicht hinnehmbar, dass man diesen Rekordwert nun womöglich über Jahre im In- und Ausland verwendet. Letzten Endes sind aber auch die Werte von 41,2 Grad Celsius, welche jeweils in Duisburg und Tönisvorst(beide NRW) gemessen wurden auch noch Rekordwerte. Eine Überschreitung der 40 Grad Celsius- Marke an 3 Tagen hintereinander an einigen deutschen Stationen hat es seit Messbeginn noch nie gegeben. Auf dem Hohen Peißenberg überstieg das Quecksilber vom 24. bis 26. die 30 Grad Celsius-Marke und das gab es auch seit Messbeginn 1781 noch nicht..

Ab dem 27. wurde diese Hitzewelle historischen Ausmaßes deutschlandweit beendet. Die damit verbundenen Gewitter verlagerten sich sehr langsam von West nach Ost, weshalb sich die Niederschlagsmengen auch sehr unterschiedlich verteilten. Auf dem Hohen Peißenberg fielen am 28.  36 Liter pro Quadratmeter Niederschlag in kurzer Zeit. Die Hitzewelle allerdings erreichte sogar Grönland ab dem 30. – das Wärmehoch hatte sich bis dahin zurückgezogen – und leitete damit eine global hochproblematische Entwicklung ein. Während das Grönlandeis bisher nur an den Rändern zeitweise taute, schmolzen bis 3. August (bei Temperaturen bis 20 Grad Celsius) täglich 10 Milliarden Tonnen Gletschereis ab, wie Schweizer Forscher mitteilten.

Insgesamt fiel der Juli mit einer Monatsmitteltemperatur von 17,8 Grad Celsius um 2,8 grd. zu warm aus. Von den 10 Sommertagen war der 24. der heißeste  mit dem Monatsmaximum von 31,9 Grad Celsius. Die tiefste Temperatur betrug am 10.  7,6 Grad Celsius.

Messbarer Niederschlag fiel an 13 Tagen – insgesamt 106 Liter pro Quadratmeter, d.h. nur 66 % der langjährig zu erwartenden Niederschlagsmenge. Die Sonne schien 243 Stunden, was nahezu den Normalwerten entsprach. Die höchste Windspitze war am 7. eine Gewitterböe mit 26 m/s bzw. 94 k/h.

Die Auswirkungen der Juliwitterung auf Mensch und Natur waren sehr folgenreich. Unser Bundesland war das zweitniederschlagsreichste. Deutschlandweit gab es aber auch wieder Stationen, an denen nur 10 bis 20 % der langjährigen Juliniederschläge fielen, weshalb sich, besonders in den östlichen Bundesländern, die Dürre weiter verschärfte.  Der DWD spricht von „katastrophalen Ausmaßen“. Die Böden konnten sich dort noch nicht von der extremen Trockenheit aus 2018 heraus erholen. Das Helmholtzzentrum für Umweltforschung erarbeitet einen sog. „Dürremonitor“ für Deutschland und stellt dort den Feuchtezustand der Böden bis 1,8 Meter Tiefe, verglichen mit dem langjährigen Mittel, auf Farbkarten aktuell dar. Demnach herrscht „außergewöhnliche Dürre“ in großen Teilen Nord- und Ostdeutschlands. Die Pegelstände der Flüsse sanken wieder auf das Rekordniveau von 2018.

Auch der Wald ist nachhaltig, teilweise unumkehrbar, durch die Trockenheit geschädigt(Kiefern, Lärchen, Buchen). Dazu kommt der massive Schädlingsbefall durch den Borkenkäfer. Der Wald im allgemeinen gilt als Klimaschützer, da er allein in Deutschland die Atmosphäre um mehr als 120 Millionen Tonnen Kohlendioxid entlastet. Ein einzelner Baum kann im Durchschnitt 21 kg Kohlendioxid pro Jahr speichern. Hitze, Trockenheit und Schädlinge zerstörten seit einem Jahr allerdings bereits 110000 ha Wald.

Die extreme Hitzebelastung hat erhebliche gesundheitliche Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem des Menschen, besonders wenn tagelang 32 Grad Celsius überschritten werden. Dann steigt die Sterberate signifikant und statistisch nachweisbar an. Mit den Temperaturen erhöhen sich aber auch die bodennahen Ozonkonzentrationen. Ozon reizt die Schleimhäute der Augen und schränkt die Lungenfunktion ein. Eine Verringerung ist z.B. durch Senkung von Schadstoffen wie Stickoxiden im Verkehrssektor möglich.

Siegmar Lorenz, Wetterbeobachter, Dipl.-Ing. (FA)


Juni

Nach dem etwas unterkühlten Mai mit spätwinterlichen Zügen war dieser Juni der bisher wärmste seit Beginn flächendeckender Messungen.

Aus klimatologischer Sicht bleibt – den Mai betreffend – noch nachzutragen, dass ein einzelner zu kalter Monat keinerlei Abstriche am Klimawandel bedeutet. Nach zuvor deutschlandweit 13 zu warmen Monaten (Ausnahme Süddeutschland Januar 2019) war mal ein zu kalter statistisch überfällig. Im Mittel des letzten Jahrzehnts gab es meistens noch wenigstens 2 Monate im Jahr, welche mit einer negativen Temperaturabweichung auffielen. Auch dieser Mai hatte seine Rekordwerte, nur traten diese – wetterlagenbedingt – beispielsweise am Polarkreis, in Portugal und Israel auf und nicht bei uns.

Anfang Juni vollzog sich also pünktlich der Start in den meteorologischen Sommer. Er begann bei uns mit Hochdruckeinfluss, dann mit feuchtwarmer Südwestströmung und einzelnen Gewittertagen – heiß war es in anderen Teilen des Landes. Der erste Sommertag auf dem Hohen Peißenberg war in diesem Jahr der 3. Juni (Maxima über 25 Grad Celsius). Am Pfingstmontag (10.6.) wurde unsere Region von einer sogenannten Superzelle bzw. „Mesozyklone“ heimgesucht. Davon spricht man, wenn sich ein Gewittercluster längere Zeit hält, eine kilometerlange Ausdehnung vorweisen kann und sich die Windparameter mit der Höhe ändern. Die „Zutaten“ für die Entstehung waren optimal, denn ein Tief über West- und Mitteleuropa saugte aus Südosten feuchtwarme Luft an und von Westen strömte gleichzeitig kühle Atlantikluft heran. Treffen Winde aus unterschiedlichen Richtungen zusammen, entstehen in sehr feuchter Luft sehr schnell kräftige Gewitter. Im kilometerlangen Aufwindbereich werden Wassertröpfchen in große Höhen gewirbelt und gefrieren zu Eis. Sie fallen als Eiskörner herunter, heften sich an andere Regentropfen an und vergrößern sich. Dieses Auf und Ab kann sich mehrfach wiederholen, dann wachsen die Hagelkörner bis sie von den Aufwinden nicht mehr getragen werden können und schließlich ganz nach unten fallen. Diese Superzelle nun zog vom Allgäu kommend über den Ammersee (Dießen) und den Münchner Westen nach Nordosten. Der Hohe Peißenberg wurde, wie so oft, nur gestreift. Der Gewitterzelle war,  als Indikator sehr hoher Windgeschwindigkeiten, eine Böenwalze vorgelagert. Es wurden Hagelkörner bis zu einer Größe von 8 cm beobachtet, welche nicht nur Autoscheiben, Dachfenster und Hausfassaden zertrümmerten, sondern auch in Gärten große Verwüstungen anrichteten. Unter der Zelle war es minutenlang fast nachtdunkel.

In der 2. Dekade blieb es überwiegend sommerlich mit leichteren Schauern und Gewittern. An 4 Tagen blieben die Tagesmaxima unter 20 Grad Celsius.

In der 3. Dekade stellte sich eine extreme Hitzewelle ein, welche ganz Mittel-, Süd- und Westeuropa erfasste. Das westatlantische Tief lag weit südlich, so dass sehr heiße Saharaluft den Kontinent erreichte. Diese war naturgemäß massiv staubdurchsetzt, weshalb die Sichtweiten vom 25. bis 27. zeitweise auch bis 20 km zurückgehen konnten. Am 28. drehte der Wind vorübergehend auf nördliche Richtungen. Am 30. kam die Saharaluft nochmals zurück. Der letzte Tag des Monats trieb die Temperaturen landesweit oftmals bis 39 Grad Celsius hoch. Deutschlandweit wurde ein neuer Juni-Temperaturrekord aufgestellt. In Bernburg (Sachsen-Anhalt) wurden 39,6 Grad Celsius gemessen!

Auf dem Hohen Peißenberg wurde die höchste Junitemperatur am 26. mit 31,0 Grad Celsius gemessen (zum Vergleich: Taggenau vor 100 Jahren lagen die Tagestemperaturen nur zwischen 6,2 und 1,4 Grad Celsius). Aber auch wir können 2 tropische Nächte vorweisen, da die Minima am 26. und 30.  20 Grad Celsius nicht unterschritten.

Insgesamt war der Vormonat mit einem Mittel von 18,3 Grad Celsius um 5,6 grd. zu warm und damit der zweitwärmste Juni seit Beginn unserer Temperaturaufzeichnungen. Nur der Juni 2003 war um noch 1 grd. wärmer. Wir konnten 11 Sommertage und 2 heiße Tage (über 30 Grad Celsius) verzeichnen. Am kältesten war es am 6. und 7. mit jeweils 8,2 Grad Celsius.

Im Gegensatz zum Mai war der Juni sehr trocken. Es fielen 49,1 Liter pro Quadratmeter Niederschlag, d.h. nur 30 % der langjährig zu erwartenden Summe. Messbarer Niederschlag fiel an nur 11 Tagen.

Die Junisonne schien 313 Stunden. Das entsprach 157 % des langjährigen Mittels. Es war somit der sonnigste Juni seit Bestehen dieser Messreihe 1937 auf dem Hohen Peißenberg. Ebenso deutschlandweit schien die Sonne über 300 Stunden und ist damit der sonnigste Juni seit Messbeginn 1881.

Im Mai und Juni trat das Phänomen der „stationären Wetterlagen“ auf. Diese sind eindeutig klimawandelbedingt. Dabei verlagern sich die Druckgebilde (Hoch und Tief) kaum bzw. wenig oder bilden sich an ähnlicher Stelle immer wieder neu aus. Eine Hauptursache ist die Störung der westlichen Luftströmung, welche normalerweise in unseren Breiten von Islandtief und Azorenhoch erzeugt wird. Dieser Mechanismus geht aber durch die immer schnellere Erwärmung der Arktis (auch Erhöhung der Meeresflächentemperatur) verloren. Die Temperaturunterschiede zwischen Nord und Süd nehmen ab, weshalb der Luftmassenaustausch mehr meridional als zonal erfolgt. Die Folgen spürten wir bereits mit tagelangen Stauniederschlägen  im Januar bei Nordanströmung an die Alpen. So sind auch längeranhaltende Südströmungen mit Saharaheissluft denkbar, alles keine guten Aussichten für unser Klima.

Mindestens unseren freitags demonstrierenden Schülern ist das nicht egal, sie machen sich Sorgen um das Klima ihrer Zukunft.

Siegmar Lorenz, Wetterbeobachter, Dipl.-Ing. (FA)


Februar

Der Februar begann zunächst noch einmal sehr winterlich mit anhaltenden Schneefällen. So fielen an den ersten beiden Tagen des Monats 30 Liter pro Quadratmeter Niederschlag, d.h. die Hälfte der langjährig in diesem Monat zu erwartenden Menge. Damit hatte sich auch die Schneehöhe am 4. bis auf 88 cm erhöht – dem Maximalwert des Monats. Es war die vierthöchste Schneehöhe eines Februarmonats seit dem Bestehen dieser Messreihe 1901. Nach einigen niederschlagsfreien Tagen unter Hochdruckeinfluss sorgten nun zum Dekadenende atlantische Tiefausläufer mit milder Subtropikluft nicht nur für Schnee, sondern am 9. und 10 auch für Regen. Die Temperatur stieg am 10. – erstmalig wieder seit Anfang Dezember – über die 10 Grad Celsius-Marke bis auf 12,3 Grad Celsius. Der Frühling hatte erste zarte Grüße gesandt. Stunden später jedoch beendete die Kaltfront eines Sturmtiefs aufkommende Frühlingsgefühle abrupt, jedoch nur für wenige Tage. Abends traten Sturmböen der Windstärke 12 gemäß der Beaufort-Skala auf, also in voller Orkanstärke. Die maximale Windspitze(zugleich die höchste des Monats) erreichte 31 m/s bzw. 112 km/h. Am 12. blieben die Temperaturen letztmalig in diesem Monat und Winter unter dem Nullpunkt(Eistag) und es schneite. Danach konnte sich der Frühling voll entfalten. Unter Hochdruckeinfluss erreichte uns nun Warmluft aus dem Nordwesten Afrikas, so dass die Temperaturen auf ungewöhnlich hohe Werte kletterten, zur Monatsmitte auf dem Hohen Peißenberg bis auf 14,7 Grad Celsius. Deutschlandweit wurden am 17. bereits mehrfach 20 Grad Celsius überschritten. Vom 13. bis 20. blieb es trocken und die Sonne konnte nun täglich schon verbreitet über 10 Stunden scheinen. An den wenigen schneefreien Stellen blühte auf dem Berg am 19. bereits der Huflattich. Die Luft war meistens sehr klar, so dass sich täglich ausgezeichnete Alpenblicke boten. Vom 16. bis 18. war es außergewöhnlich trocken, die Luftfeuchte blieb 50 Stunden durchgehend unterhalb 20 %! Rings um den Hohen Peißenberg waren die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht in der 2. Dekade sehr groß – die Spanne betrug etwa 20 Grad. Die Tagesamplitude auf den Bergen allgemein ist meist wesentlich geringer, weil die tagsüber erwärmte Fläche(Bergkuppe) kleiner ist und die in der Nacht abkühlende Luft abfließt, aber es hier auch durch oftmals stärkeren Wind gar nicht erst zur Abkühlung kommen kann. Auch sind während winterlicher Hochdruckperioden oft Temperaturinversionen dafür verantwortlich, dass die Temperatur mit der Höhe zunimmt(physikalisch bedingte Absinkinversion). So beträgt allgemein die durchschnittliche Tagesamplitude auf dem Hohen Peißenberg knapp 10 grd., auf dem noch viel steiler liegenden 3106 m hohen Sonnenblick in den Hohen Tauern nur 2 bis 3 grd.

Die 3. Dekade begann kurzfristig mit Tiefdruckeinfluss, jedoch stiegen die Tagesmaxima bei erneutem Hochdruckeinfluss kontinuierlich an, von 0,8 Grad Celsius am 23. bis auf 14,7 Grad Celsius am 28.und es blieb durchweg trocken. Das Februarende vor einem Jahr war ganz anders: Am 26. z.B. betrug das Tagesmaximum nur – 13,5 Grad Celsius, in diesem Jahr 11,3 Grad Celsius.

Insgesamt fiel der Februar mit einer Monatsmitteltemperatur von 3,6 Grad Celsius um 4,7 grd. zu warm aus. Es war der fünftwärmste Februar seit Bestehen unserer Messreihe 1781. Die Monatsmaxima betrugen am 17. und 28. jeweils 14,7 Grad Celsius. Am kältesten war es am 5. mit minus 6,1 Grad Celsius. An 3 Tagen wurde der Nullpunkt nicht überschritten(Eistage). Frost trat an 14 Tagen auf. Der Februar war etwas zu trocken. Es fielen 53 Liter pro Quadratmeter Niederschlag und damit 88 % der langjährig zu erwartenden Summe. Messbarer Niederschlag fiel an nur 10 Tagen. Deutschlandweit war der Februar aber viel trockener. In den meisten Landesteilen setzte sich die Entspannung beim Niederschlagsdefizit nicht fort(beispielsweise fielen in Thüringen und Sachsen-Anhalt weniger als 5 Liter pro Quadratmeter). So sind nicht überall die Folgen des vergangenen Dürresommers überwunden, die Wasserspeicher der Waldböden leer und der Borkenkäfer breitete sich auch weiter in den Wäldern aus. Eine Schneedecke auf dem Hohen Peißenberg lag während des gesamten Monats. Danach schmolz sie allmählich ab bis auf 23 cm am 28.

Die Februarsonne schien 173 Stunden, das entsprach 172 % des langjährigen Mittels. Es war der viertsonnigste Februar seit Bestehen dieser Messreihe 1937.

Winterrückblick

Der Winter 2018/19 war durchschnittlich um knapp 2 grd. zu warm. Die Temperaturspanne reichte von -10,2 Grad Celsius am 23. Januar bis 14,7 Grad Celsius am 17 und 28. Februar.

Der Dezember war überwiegend von atlantischen Luftmassen geprägt und fiel um 2 grd. zu warm aus. Zur Monatsmitte gab es die erste Dauerforstperiode des Winters von 5 Tagen. Ab dem 24. Dezember mittags bis zum Ende des meteorologischen Winters lag eine geschlossene Schneedecke – ein inzwischen selten gewordenes Ereignis.

Der Januar war um 1,4 grd. zu kalt und geprägt von extremen Stauniederschlägen an den Alpen, verursacht durch eine mehrtägig andauernde Nordwestströmung. Es entstand eine Unwettersituation, denn durch starken Wind hatte sich der Schnee meterhoch aufgetürmt, Straßen- und Schienenverkehr massiv behindert und ganze alpine Touristenregionen von der Außenwelt abgeschnitten. Die Niederschlagssumme des Januar stellt einen nie dagewesenen Rekordwert dar(163 Liter pro Quadratmeter). Zudem war am 11. Januar unsere Schneedecke auf 105 cm angewachsen. So hoch lag der Schnee noch in keinem Januar seit dem Bestehen dieser Messreihe 1901.

Der Februar war reich an Sonnenschein mit zwei Frühlingshochs, dem Winter ging beizeiten die Puste aus, auch wenn die Schneedecke noch bis Monatsende hielt. Er war um 4,7 grd. zu warm(zum Vergleich: Februar 2018 war um 4 grd. zu kalt).

Insgesamt zählte der Winter 61 Frost- und 29 Eistage. Er war auf dem Hohen Peißenberg der niederschlagsreichste überhaupt mit insgesamt 320 Litern pro Quadratmeter. Der deutschlandweit niederschlagsreichste Ort war Ruhpolding mit 1003 Litern pro Quadratmeter, gefolgt von Balderschwang mit noch 848 Litern pro Quadratmeter. Den sonnenscheinarmen Monaten Dezember und Januar stand ein sonnenscheinreicher Februar gegenüber.

Erst kürzlich teilte die WMO mit, dass die letzten 4 Jahre weltweit seit Beginn der Klimaaufzeichnungen die wärmsten waren und 2016 speziell das bisher wärmste Jahr. Sehr wichtig ist die Aussage: „Der Temperaturanstieg ging Hand in Hand mit der Zunahme der Konzentration klimaschädlicher Gase in der Atmosphäre“ – als schlagkräftiges Argument für den menschengemachten Klimawandel und mehr als nur ein Ausrufezeichen für die politischen Entscheidungsträger!

Siegmar Lorenz, Wetterbeobachter, Dipl.-Ing. (FA)


Januar 2019

Der Januar zeigte sich deutschlandweit als „Bergwinter“, d.h. er fand im wesentlichen nördlich der Donau nur in den Mittelgebirgen statt. Bei uns im Alpenvorland und erst recht inneralpin sah es ganz anders aus. Bis zur Monatsmitte lag ein Hoch über dem Atlantik, während tiefer Luftdruck über Skandinavien, dem Baltikum und dem Europäischen Nordmeer zu finden war. Daraus resultierte eine andauernde Nordwest- bis Nordströmung, mit der mal erwärmte Nordseeluft, aber auch maritime Kaltluft aus der Arktis Deutschland erreichte. Im Flachland herrschte deutschlandweit nasskaltes Wetter mit Temperaturen über dem Nullpunkt, jedoch in Höhenlagen über 800 Metern regierte der Dauerfrost, so bis zum 12. auch auf dem Hohen Peißenberg. Durch die langandauernde nördliche Anströmung an die Alpen wurden die fast täglich durchziehenden Niederschlagsgebiete hier gestaut und der Schnee aus den Wolken gepresst. So schneite es im Anstau der Alpen und darin, aber auch bei uns im Vorland, ab dem 3. oft, vom 6. bis 14. anhaltend mit nur kurzen Unterbrechungen. So kamen Rekordsummen an Niederschlägen zusammen, z.B. in Reit im Winkl bis zur Monatsmitte 300 Liter pro Quadratmeter, in Ruhpolding sogar 437 Liter pro Quadratmeter. Zum Vergleich: In Teilen Ostdeutschlands wurde dieser Wert von Ruhpolding an einigen Stationen als Jahressumme im gesamten Jahr 2018 nicht erreicht! So kam es zu massiven Behinderungen im Straßen- und Schienenverkehr. Ganze alpine Touristenregionen schneiten ein. Besonders in Österreich wurden etliche Orte von der Außenwelt abgeschnitten. Dazu wehte oft stürmischer Wind bis zur Windstärke 10 der Beaufort-Skala – auf dem Hohen Peißenberg war das am 8.der Fall – so dass der Schnee zusätzlich verweht wurde. Dächer mussten von den Schneemassen befreit werden. Es bestand tagelanger Katastrophenfall von Garmisch-Partenkirchen bis zum Berchtesgadener Land. Der DWD warnte auch vor den sogenannten „Leiterseilschwingungen“, da die reale Gefahr bestand, dass der viele Neuschnee(aber auch Nebelfrostablagerungen), der in kürzester Zeit fiel, die Stromleitungen belastet. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt bilden sich Eislasten, welche in Kombination mit Wind zu Stromausfällen führen kann, da dann die Elastizität der Stromleitungen gefährdet ist. Präventation hierfür gibt es keine. Dem Klimawandel werden länger anhaltende gleiche Wetterlagen zugeschrieben,

wie z. B. die monatelangen Süd/Südwestwetterlagen im letzten Jahr. Doch welche realen Folgen würden wohl monatelang anhaltende Nordlagen im Winter im Stau der Alpen haben?

Zur Monatsmitte erreichten uns wärmere Luftmassen. Am 16. wurde das Monatsmaximum von 5,9 Grad Celsius gemessen, der Niederschlag fiel vorübergehend als Regen, womit der Wassergehalt der Schneedecke wuchs und damit auch das Gewicht der ohnehin schneebelasteten Dächer. Nach der Monatsmitte führten Ostwinde kalte Festlandsluft nach Deutschland, so dass sich kurzzeitig fast überall Dauerfrost einstellte. Nun herrschte mal ruhiges Winterwetter, am 16. und 19. verschönt durch jeweils 8 Stunden Sonnenschein. Ein Hoch über Osteuropa verhinderte nun den atlantischen Einfluss auf unser Wetter. Die gefürchtete und bereits in einschlägigen Wettermodellen tatsächlich schon mal herbeigerechnete nordsibirische Kaltluft schaffte es im Januar jedoch nicht bis zu uns. Es waren Temperaturen von -12 bis -25 Grad Celsius vorgesehen. Stattdessen stieg das Quecksilber durch mildere Atlantikluft ab dem 26. wieder leicht über den Nullpunkt.

Insgesamt fiel der Januar mit einer Monatsmitteltemperatur von -3,0 Grad Celsius um 1,4 grd. Zu kalt aus. Der letzte zu kalte Monat war der März 2018. Im Januar gab es auf dem Hohen Peißenberg 20 Eistage, also Tage, an denen der Nullpunkt nicht überschritten wurde. Frost trat an allen Tagen auf. Am kältesten war es am 23. mit -10,2 Grad Celsius. Bayern war im Januar kältestes Bundesland. Deutschlandweit wurde in Deutschneudorf(Erzgebirge) mit -18,6 Grad Celsius der Tiefstwert gemessen.

Auch die konventionell gemessene Monatssumme des Niederschlags von 163 Litern pro Quadratmeter(aut. 98 Liter pro Quadratmeter) stellt einen neuen Rekordwert dar, d.h. es fielen 268 % der langjährig zu erwartenden Menge. Noch in keinem Januar seit Bestehen unserer Messreihe 1781 wurde so viel Niederschlag gemessen. Allein in der 1. Dekade wurde der Monatsdurchschnittswert schon um das Doppelte übertroffen. Zweitniederschlagsreichster Januar war 1982 mit 136 Litern pro Quadratmeter. Bayern war zweitniederschlagsreichstes Bundesland.

Der Vormonat war der drittsonnenscheinärmste Januar seit 1937 – dem Bestehen dieser Messreihe. Die Sonne schien nur 56 Stunden und lag damit 39 % unter dem Durchschnittswert. Vom 1. bis 14. Januar schien sie nur 4 Stunden.

Am 2. und 14. traten Gewitter auf. Feuchte Luft und ein starker vertikaler Temperaturgradient bei aus Norden in etwa 5 km Höhe einfließender Höhenkaltluft machten das auch im Winter möglich.

Die höchste Windspitze betrug am 13. 29 m/s bzw. 104 km/h. Windstärke 6 im Mittel trat an 4 Tagen auf.

Siegmar Lorenz, Wetterbeobachter, Dipl.-Ing. (FA)


Monatsrückblicke Hohenpeißenberg 2018
Monatsrückblicke Hohenpeißenberg 2017
Monatsrückblicke Hohenpeißenberg 2016