Letzte warme Tage und Fast-Tropennacht

Herbstfarben an einem Teich bei Weipert (Vejprty)

Die erste Oktoberhälfte begann, wie der September endete … viel zu warm. Allerdings lag Deutschland unter einer Luftmassengrenze, die sehr warmes und sonniges Wetter im Süden mit Temperaturen bis 30°C (gestern in der Rheinebene) von kühleren und nasseren Luftmassen im Norden trennte. Das Erzgebirge in der Mitte lag mal auf der einen oder der anderen Seite.

Am 9.10. lagen wir im Nordstau eines Regengebietes und bekamen bis zu 33mm des sehr willkommenen Niederschlags ab. Nachfolgend die Stationen mit den größten Mengen:

Während es vor allem im Südwesten Deutschlands am Rheingraben noch 10 Sommertage gab, hatte das Erzgebirge „nur“ an 2 Tagen (Aue, Chemnitz, Dippoldiswalde-Reinberg) sommerliche Temperaturen >20°C. Das Maximum wurde mit 28,4°C am 3.10. in Dippoldiswalde-Reinberg gemessen (neuer Monatsrekord). Auch gestern wurde es nochmals sehr warm, wenn auch erzgebirgsweit nicht im Sommertagsbereich. Aber durch Föhneinfluss war es mit 23,7°C im Schwarzenberger Oswaldtal am wärmsten, gefolgt von Aue mit 23,4°C und Chemnitz mit 22,2°C.

Am ungewöhnlichsten waren aber die Nachttemperaturen. Zwar lagen diese nicht, wie im Großraum Dresden im Tropennachtbereich (Min > 20°C), aber an vielen Stationen wurden die 20°C erst in den Morgenstunden unterschritten. So hatte Schwarzenberg-Oswaldtal um 04.00 Uhr noch 20,7°C, bevor sie bis 08.00 Uhr auf 18,5°C absank. Aue und Marienberg meldeten sogar mit Minima von 18,0°C bzw. 16,5°C neue Monatsrekorde.

Deutschlandweit wurden übrigens gestern mit 30,1°C in Rheinfelden und Müllheim der späteste „Heiße Tag“ im Oktober registriert, Rekordhalter war bisher der 07.10.2009 mit 30,9°C in Müllheim. Zudem gab es die spätesten Tropennächte im Jahr, bisher waren diese am 04.10.1985 mit 20,5°C in Wernigerode und 20,2°C auf dem Collmberg.

Nachfolgend einen Rückblick auf die erste Monatshälfte im Erzgebirge. Die rot markierten Daten sind ein neuer Monatsrekord für Oktober.

Nun lassen wir die Spätsommertemperaturen aber endgültig hinter uns. Heute überquert uns ein Sturmtief. Nachdem Durchzug des Niederschlagsgebietes gibt es ein Wechselspiel aus Sonne und Wolken, aber es wird deutlich kühler. Im Wochenverlauf dreht der Wind auf östliche Richtungen und führt noch etwas frischere Luftmassen nach Deutschland, die 10°C werden dann kaum noch erreicht. (ch)

Ergänzung von SW

Quelle: Kachelmannwetter.com; Wetterverein Zinnwald-Georgenfeld e.V.

Zu sehen sind die einzelnen Tiefst- und Zwischentemperaturen in der Nacht vom 13. zum 14.10. Von den ausgewählten Stationen gelang es nur der Flughafenstation und der Freitaler Station die ganze Zeit vom warmen Föhn zu profitieren. Beide liegen ca.200 m ü. NHN. Jedoch befindet sich der Flughafen auf einer Hochebene und Freital am oberen Rand des Weißeritztales. Bannewitz mit knapp 300 m stellt im Vergleich die höchste Station dar. Hier machte sich aber ab 7 Uhr die Kaltfront bemerkbar, indem der Wind auf W drehte und bereits zu einer Abkühlung führte. Köttewitz liegt fast auf gleicher Höhe wie Klotzsche aber kurz vor dem Übergang vom Erzgebirgshang zum Elbtal. Hier setzte die warme SW-Strömung kurzzeitig aus, wodurch es zu einer 70 min Abkühlung auf leicht unter 20 °C kam. Die Talstation in Pirna-Hinterjessen befindet sich nur auf 128 m und liegt in einer engen Aue. Hier kühlte sich die Luft anfangs ungehindert ab. Ab 23 Uhr setzte eine 1. Föhnphase ein mit Anstieg auf 19 °C. Es folgte erneut die Bildung eines Kaltluftsees. Von der nahenden Kaltfront erzeugter Starkwind aus SW, später W erfasste nun auch das Tal mit einer Erwärmung von 16 °C auf 21 °C (gegen 6 Uhr).

Fazit: Bei sehr warmer Höhenluft ist die Höhenlage im Tiefland und unteren Mittelgebirge zweitrangig. (Siehe Bannewitz). Es erfolgt keine adibatische Erwärmung mit zunehmender Absenkung. Viel wichtiger ist der kontinuierliche Zustrom der warmen Höhenluft aus SW. Windspitzen reichen nicht aus, es bedarf eines regen Mittelwindes (Siehe Köttewitz und Pirna). Die Ausrichtung des Tales spielte Freital in die Karten, da hier der Föhn kanalisiert wurde. Unmittelbar vor eintreffen der Kaltfront zeigt sich wieder die Adibatische Kurve, da die hochgelegenen Station zuerst von der aufkommenden Kaltfront erfasst werden. Bei geografischer Betrachtung zeigt sich, dass der SW/W/NW-Teil des Osterzgebirges/Raum Dresden die größte Chance für eine Tropennacht aufweist. Je weiter Richtung Lausitz und Sächsischer Schweiz gerichtet kommt der Föhn nicht mehr bis zum Boden durch und führt zum selben Effekt, wie das Böhmische Becken.

Im übrigen war es die 1. Oktobertropennacht in Dresden seit Aufzeichnungsbeginn 1882! (sw)

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4 Antworten zu Letzte warme Tage und Fast-Tropennacht

  1. Johanna schreibt:

    Wenn man Geringswalde hier beim Regen zum Erzgebirge zählt, dann sind Döbeln-Wöllsdorf mit 18,6 mm (Wetterstation Wöllsdorf) und Döbeln-Mannsdorf mit 15,7 mm (LfULG) auch nicht mehr weit.

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  2. Manni Magma schreibt:

    Wo kommen denn bloß die 13 Grad bei Chemnitz her. Ich komme auf 18,5 Grad
    von 1320 bis 1408.

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