Wetterrückblick der Wetterwarte Hohenpeißenberg 2023

Februar

Der letzte Wintermonat begann sehr wechselhaft.. Südbayern und der Hohe Peißenberg zeigten sich ein wenig schneebedeckt und somit zunächst winterlich. Bis zum 5. war es mit einer Nordwestströmung sehr stürmisch. Der Wind wehte in Spitzen bis 26 m/s (94 km/h) und entsprach so Windstärke 10 der Beaufort-Skala. Täglich fiel Schnee bei Frostwechseltagen (Maxima leicht über dem Nullpunkt, nachts leichter Frost). Die Sonne schien vom 2. bis 4. überhaupt nicht. Vom 6. bis 8. stellte sich trockenes Hochdruckwetter mit Dauerfrost ein. Die Sonne schien nun täglich fast 10 Stunden lang. Vom Hohen Peißenberg konnte man bei herrlichen Fernsichten über ein Nebelmeer blicken. Am 9. zog sich das winterliche Hochdruckgebiet nach Südosteuropa zurück, blieb jedoch bei uns im Süden weiter wetterbestimmend, während der Norden Deutschlands von Tiefausläufern beeinflusst wurde. Der Rückzug des Hochs blieb jedoch nicht ohne Folgen. Nun konnte uns mit westlichen Winden zunehmend mildere Luft erreichen – der Frühling brach aus! Daher konnten die Tagesmaxima ab dem 9. wieder den Nullpunkt überschreiten. Bis zum 14. lagen sie noch unter 10 Grad Celsius, vom 15. bis 23. bei 11 bis 14 Grad Celsius und schon wieder – für Februarverhältnisse – im extrem milden Bereich. Die Sonne schien oftmals wieder über 10 Stunden täglich. Hoher Luftdruck erstreckte sich von den Azoren bis Osteuropa. Als Besonderheit ist erwähnenswert, dass es vom 13. 07Uhr bis 15. 21Uhr völlig wolkenlos war, dazu auch zeitweise windstill – eine seltene Kombination. Wetterbestimmend war nun ein atlantisches Hochdruckgebiet mit Inversionslage. So lagen die Morgentemperaturen am 14. auf dem Hohen Peißenberg bei +6 Grad Celsius und gleichzeitig in den umliegenden Talorten bei – 5 Grad Celsius. Vom 13. bis 22. gab es fast täglich sehr weite Fernsichten. Trotz der hohen Temperaturen schmolz die Schneedecke aber kaum weg. Da es häufig windstill war bildete sich unmittelbar über der Schneedecke eine Kaltlufthaut, welche den Schmelzprozess stark verminderte. Windiges Wetter hätte das Abtauen dagegen beschleunigt.

Ab dem 17. regnete es auch mal wieder – vereinzelt und kurzzeitig. Die Mitte Deutschlands lag dagegen nun unter einer Luftmassengrenze und bekam viel Regen ab. Südbayern wurde nur gestreift. Vom 17. bis 19. war es, wie bereits zu Monatsbeginn, erneut sehr stürmisch.

Die 2. Dekade war sehr mild mit einem Temperaturmittel von 5,6 Grad Celsius. Damit waren wir der Witterung schon 2 Monate voraus, denn dieser Temperaturwert entspricht ziemlich genau der Mitteltemperatur eines Aprilmonats. Entsprechend „explodierte“ die Natur. Frühjahrsblüher konnten nun ihre ganze Pracht in den Gärten entfalten. Auf dem Hohen Peißenberg begann der Hasel mit der Blüte und gab den gelben Blütenstaub reichlich ab. Ebenso blühten auf dem Berg ab dem 19. die Schneeglöckchen und der Huflattich – einen ganzen Monat vor ihrer Zeit.

Vom 14. bis 23 blieb es frostfrei. Am 25. stellte sich die Wetterlage wieder grundlegend um. Nun lag ein Hoch über den Britischen Inseln. Mit einer daraus resultierenden Nordströmung überquerte uns in der Nacht vom 24. zum 25. eine markante Kaltfront. Anfangs fiel Regen, der später in Schnee überging und uns am 25./26. ein spätwinterliches Wochenende mit nahezu anhaltenden Schneefällen brachte. An diesem Wochenende fielen 39 Liter pro Quadratmeter Niederschlag – ein sehr wichtiger und wertvoller Beitrag zur Niederschlagsbilanz dieses Monats! Auf den anfangs regennassen Bäumen haftete nach Frosteinbruch der fallende Schnee besonders gut. So dick bepackt entstand in den letzten Februartagen ein hochwinterlicher Eindruck. Dazu gesellten sich, besonders auf dem Berggipfel, noch dicke, bizarre Rauhreifablagerungen durch Nebel. Ab dem 25. lag die Schneedecke auf dem Hohen Peißenberg zwischen 20 und 25 cm hoch. Es herrschte bis Monatsende Dauerfrost. Das niedrigste Tagesmaximum des Monats wurde am 27. gemessen. Es wurde nicht wärmer als -5,5 Grad Celsius. Aufkommender Nordostwind ließ die Frosttemperaturen noch viel kälter erscheinen und führte am Berg zu Schneeverwehungen. Am Monatsletzten herrschte fast ganztägig Nebel auf dem Hohen Peißenberg. Arktische Luftmassen beendeten somit den meteorologischen Winter.

Insgesamt fiel der Februar mit einer Mitteltemperatur von 1,6 Grad Celsius um 2,7 grd. (verwendetes langjähriges Mittel 1961 – 1990) zu warm aus. Am wärmsten war es am 20. mit 14,3 Grad Celsius. Die tiefste Temperatur des Monats wurde mit -9,4 Grad Celsius am 8. gemessen.

Deutschlandweit am wärmsten war es mit 20,1 Grad Celsius am 18. in Garmisch-Partenkirchen und am kältesten am 7. in Deutschneudorf ( Erzgebirge) mit – 17,5 Grad Celsius. Im Februar gab es 17 Tage mit Frost. Eistage (Tage mit Dauerfrost) gab es 7 – im Zeitraum vom 6. bis 8. sowie vom 25. bis 28.
Niederschläge fielen 56 Liter pro Quadratmeter (94 %) – es war also nur ein wenig zu trocken. Kein messbarer Niederschlag fiel an 17 Tagen. Eine Schneedecke lag an 21 Tagen, am höchsten mit 25 cm am 26.

Am längsten schien die Februarsonne deutschlandweit im Alpenvorland – auf dem Hohen Peißenberg 135 Stunden(133 %) und somit nur eine Stunde weniger als im ebenfalls schon sehr sonnenscheinreichen Februar des vorigen Jahres.
Die höchsten Windspitzen wurde am 3. und 19. mit jeweils 26 m/s bzw. 94 km/h gemessen.

Wetterrückblick Winter
Der Winter fiel mit einer Mitteltemperatur von 1,1 Grad Celsius um 2,2 grd. zu warm aus. Es war der inzwischen bereits zehnte zu warme Winter hintereinander (deutschlandweit der zwölfte). Allein diese so lange Periode lässt sich nur mit dem Klimawandel erklären, zumal in diese Zeitspanne auch noch der wärmste Winter unserer Messgeschichte (seit 1781) überhaupt fällt, denn der Winter 2019/20 war 3,3 Grad Celsius (Mitteltemperatur) warm gewesen. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass die Wintermitteltemperaturen von 1781 bis 1989 in fast 80 % der Fälle ein negatives Vorzeichen trugen. Alle 3 Wintermonate waren zu warm (Dezember um 1,7 grd., Januar um 2,2 grd. und Februar um 2,7 grd.). Frosttage gab es 57 und Eistage 31. Eine Schneedecke lag an 50 Tagen mit dem Maximum von 25 cm am 22. Januar sowie am 26. Februar. Bayern war im Winter das kühlste Bundesland.
Die Niederschlagsbilanz ist insgesamt ziemlich ausgeglichen, da der Dezember zu nass, der Januar zu trocken und der Februar fast normal ausfielen. Insgesamt fielen im Winter 177 Liter pro Quadratmeter Niederschlag – entsprechend 94 % der langjährig zu erwartenden Summe.
Die Sonnenscheindauer der Wintermonate war ebenfalls sehr ausgeglichen. Der zu wenige Sonnenschein im Dezember (80 %) und Januar (71 %) wurde mit viel Februarsonne (133 %) kompensiert. Das Alpenvorland war mit über 240 Stunden im Winter das sonnigste Gebiet Deutschlands. Da ragte der Hohe Peißenberg mit 267 Stunden (96%) sehr wohltuend heraus dank einiger Inversionslagen mit Nebelmeer und Fernsichten.
Die höchste Windspitze des Winters betrug am 23. Dezember 26 m/s bzw. 94 km/h. „Stürmische Windböen“ (per Definition über 17,5 m/s stark und Windstärke 8 der Beaufort-Skala entsprechend) traten an immerhin 31 Tagen auf – auch ein Hinweis auf eine Bergwetterwarte in exponierter Lage.


Münchner Sicherheitskonferenz und Klimawandel
Auf der Münchner Sicherheitskonferenz vom 17 bis 19. März ging es nicht nur um Krieg oder Frieden, sondern auch um Klimawandel und Gesundheitssicherheit. Neben Kriegen stellt der Klimawandel die größte Gesundheitsbedrohung für die Menschheit dar. Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) – als eine Institution der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf – kam zu dem Schluss, dass die Welt den Temperaturanstieg auf 1,5 grd. begrenzen muss. Sollte das nicht gelingen, wären die gesundheitlichen Auswirkungen katastrophal sowie Millionen Todesfälle – klimawandelbedingt – nicht mehr zu vermeiden. Wichtig seien saubere Luft und sauberes Trinkwasser (es wird allerdings in großen Teilen der Welt immer knapper), ausreichende Nahrung sowie sichere Unterkünfte. Hier ließe sich am besten mit der Verringerung von Treibhausgasemissionen und Verringerung der Luftverschmutzung gegensteuern.
Während der bisher beispiellosen Hitzewelle auf dem europäischen Kontinent im letzten Sommer starben beispielsweise in Portugal und Spanien binnen einer Woche 2000 Menschen daran. Aber auch Herz- Kreislauf-Erkrankungen sowie Lungenkrankheiten sind die Folgen solcher Klimaextreme. Dazu kommen Wasserknappheit sowie Flächenbrände als lebensgefährdende Bedrohungen. .Sehr gefährlich daran ist, dass der Trend der globalen Erwärmung nun teilweise exponentiell nach oben weist. Allein im Jahr 2023 wären 349 Millionen Menschen in 79 Ländern von „akuter Ernährungsunsicherheit“ betroffen. Neben den „Klimaschocks“ würde der Ukrainekrieg ebenfalls die globale Nahrungsmittelkrise antreiben.


Klimanachrichten

Trockenheit
In Frankreich waren Sommer und Winter zu trocken (seit Sommer 2021 schon ist es dort landesweit zu trocken). In Italien besteht seit über einem Jahr sehr große Trockenheit, besonders in der Po-Ebene. Der gesamte meteorologische Winter brachte landesweit weniger als die Hälfte der langjährig zu erwartenden Niederschläge. In Westösterreich sowie Teilen Tirols fiel im Winter nur die Hälfte der langjährig zu erwartenden Niederschläge. In der Schweiz haben aktuell die meisten Seen Tiefststände. Wegen Trockenheit brachen schon im Winter erste Waldbrände aus, auch in Südtirol. Im Februar fiel in der Schweiz kaum Niederschlag, daher liegt/lag auch außergewöhnlich wenig Schnee

Fazit: In den Alpenländern besteht jetzt schon ein Niederschlagsdefizit. Große Abflussmengen aus dem hochalpinen Gelände in die Flüsse durch die Schneeschmelze sind in diesem Frühjahr wegen Schneearmut nicht zu erwarten. Würde ein zu trockenes Frühjahr wie in den vergangenen Jahren folgen, käme es in Mittel-, West und Südeuropa zu mehr oder weniger großen Problemen in der Wasserversorgung.

Siegmar Lorenz, Wetterbeobachter, Dipl.-Met.( FA)


Januar

Vor genau einem Jahr konnte an dieser Stelle festgehalten werden, dass der Jahreswechsel vom 30. Dezember bis 2. Januar zu den wärmsten der Wettergeschichte gehörte. Der diesjährige Jahreswechsel übertrumpfte diesen Rekord noch einmal deutlich. Das 4-Tage-Mittel vom Vorjahr (30.12.21 – 02.01.22) betrug 10,2 Grad Celsius, ein Jahr später im gleichen Zeitraum waren es 10,8 Grad Celsius. Aber damit nicht genug. Die Tagesmitteltemperatur am 1. Januar dieses Jahres betrug 12,5 Grad Celsius. Dieser Wert entspricht nahezu der langjährigen Monatsmitteltemperatur eines Junimonats (12,7 Grad Celsius). Der 2. Januar des Vorjahres war mit einem Tagesmaximum von 14,9 Grad Celsius bereits der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1781 gewesen. Zuvor gab es noch keinen 2. Januar der wärmer als 10 Grad Celsius war. Der diesjährige 2. Januar erzielte ein Tagesmaximum von 18,1 Grad Celsius. Das war nicht nur der wärmste 2. Januar in der Messgeschichte, sondern auch das überhaupt höchste Temperaturmaximum in einem Januarmonat überhaupt. Die Wetterlagen waren an beiden Jahreswechseln die gleichen, es herrschten Südwestströmungen vor. An beiden Neujahrstagen schien die Sonne gleichermaßen maximal – nämlich 7,4 bzw. 7,5 Stunden. Nur lag bei gleichem Sonnenschein das Maximum am diesjährigen Neujahrstag 2022 noch um 2,6 grd. höher als vor einem Jahr (2022: 13,3 Grad Celsius, 2023: 15,9 Grad Celsius). An beiden Jahreswechseln war es außergewöhnlich klar bei sehr guten Fernsichten.

Nach den ersten beiden extrem warmen Januartagen drehte die Strömung bis zur Monatsmitte auf West. Damit wurde aber immer noch sehr milde Meeresluft vom Atlantik zu uns geführt. Dafür sorgten einige Tiefausläufer mit leichten Niederschlägen (im Norden Deutschlands fielen diese wesentlich stärker aus). Dazu wehte der Wind an einzelnen Tagen recht kräftig und verhinderte eine stärkere Auskühlung. Am 4. und 5. traten Spitzenböen bis 25 m/s bzw. 90 km/h (entsprechend Windstärke 10 der Beaufort-Skala)auf. Bis zur Monatsmitte lagen die Tagesmaxima zwischen 7 und 9 Grad Celsius. Nur am 10. gab es einen sehr kurzen Einschub polarer Meeresluftmassen. Die vorübergehende Nordwestströmung führte zu 2 Nächten mit leichtem Frost und einer Schneedecke von 5 cm am 10. Die erste Monatshälfte (01.-15.) entsprach mit einer Mitteltemperatur von 5,3 Grad Celsius ziemlich genau dem langjährigen Mittel eines Aprilmonats. Monatsübergreifend gab es vom 20. Dezember bis zum 8. Januar eine frostfreie Periode von 20 Tagen! Dieser milde Witterungsabschnitt ließ in der Ortslage Hohenpeißenberg ab 14. Januar die Schneeglöckchen blühen. Vereinzelt blühte sogar die Forsythie. Auf dem Hohen Peißenberg stand die Salweide kurz vor der Blüte.

Ab der Monatsmitte stellte sich die Wetterlage komplett um. Nach Kaltfrontpassage waren die Tagesmitteltemperaturen nach dem 16. nach 28 Tagen (Ausnahme 10.Januar) nun wieder negativ. Ab dem 19. setzte Dauerfrost ein, welcher bis einschließlich 29., also für 11 Tage, Bestand hatte (Eistage). Nun erstreckte sich eine Tiefdruckzone vom Nordmeer bis ins Mittelmeer. Die Kaltluft wurde an der Westflanke des Tiefs über Frankreich und Spanien bis Nordafrika geführt, wo es sogar schneite. Schneefälle traten zunächst fast überall (NRW, Saarland), nur nicht am Alpenrand bzw. im Alpenvorland auf. Wir mussten uns damit bis zum 20. gedulden. Ein winterliches Wochenende (21./22.Januar) folgte. Einerseits wurde nun mit nördlicher Anströmung feuchte Schneeluft an die Alpen gedrückt. Andererseits führte ein Italientief Schneefälle heran, so dass es nun auch im Alpenvorland bei Dauerfrost zu anhaltenden Schneefällen kam. Auf dem Hohen Peißenberg wuchs die Schneedecke am 22. bis auf 25 cm an. Während der 3. Dekade stellte sich sehr trübes Wetter ein. Eine Hochnebeldecke lag nicht nur tagelang über Bayern, sondern sogar über weiten Teilen Europas. Wir hatten es mit einer Inversionswetterlage zu tun. Jedoch lag die Inversion einige Hundert Meter über dem Hohen Peißenberg, das ließ statt Fernsicht nur Nebel und Hochnebel zu. Im Gipfelgebiet ging die Sicht zeitweise auf unter 20 Meter zurück. Nur wenige Kilometer südwärts und auf den Alpengipfeln ohnehin schien dagegen verbreitet die Sonne. Am 20. und 21. sowie vom 23. bis 27. schien die Sonne auf dem Hohen Peißenberg überhaupt nicht. Vom 20. bis 28. waren es insgesamt nur 40 Minuten Sonnenschein! In der Woche vom 23. bis 27. kam es oftmals zu stundenlangen Niederschlägen als leichter Sprühregen, der verbreitet – hauptsächlich auf Nebenstraßen – gefährliches Glatteis auslöste. Die Temperaturen blieben dabei im Frostbereich! Im Bergbereich bildete sich auf der Schneedecke eine 3 mm dicke Glatteisschicht. Zusätzlich waren Bäume und Gegenstände durch anhaltenden Nebel mit einer bis zu 7mm dicken Rauhreifschicht bedeckt – ein hochwinterlicher Anblick! Zum Monatsende ließ der Hochdruckeinfluss nach. Mit stark auffrischenden Winden aus Südwest bis West stiegen die Temperaturen wieder leicht über den Nullpunkt. Niederschläge fielen nur sehr geringe.
Wir erlebten im Januar also eine frühlingshafte erste Monatshälfte. Die andere Hälfte herrschte der Winter. Insgesamt fiel der Januar mit einer Monatsmitteltemperatur von 0,6 Grad Celsius (verwendetes langjähriges Mittel von 1961 – 1990) um 2,2 grd. zu warm aus. Am wärmsten war es am 2. mit 18,1 Grad Celsius. Die tiefste Temperatur wurde am 23. mit -7,9 Grad Celsius gemessen. Deutschlandweit am wärmsten war es mit 19,5 Grad Celsius in Freiburg – am kältesten in Meßstetten (Schwäbische Alp) mit -16,8 Grad Celsius. An 20 Tagen trat Frost auf. Eistage (Tage mit Dauerfrost) gab es insgesamt 12. Messbare Niederschläge auf dem Hohen Peißenberg fielen an 16 Tagen, insgesamt 37 Liter pro Quadratmeter und damit nur 61 % der langjährig zu erwartenden Summe. Bayern war – was sehr selten ist – trockenstes Bundesland. Dagegen fielen deutschlandweit 10 % mehr Niederschläge, als im langjährigen Mittel zu erwarten wäre. Besonders nass war es in West- und Norddeutschland, wo sogar an Flüssen vereinzelt Hochwasser auftrat. Die Sonne schien nur 66 Stunden (71 %) und blieb damit 26 Stunden unter ihrem Soll von normalerweise 92 Stunden. Das war auch deutschlandweit ähnlich. Nur Berggipfel sowie das Nordseeumfeld bildeten Ausnahmen. Eine Schneedecke lag an insgesamt 16 Tagen, dabei am höchsten mit 25 cm am 22. An insgesamt 10 Tagen herrschte Sturm auf dem Berggipfel – in Spitzenböen über 20 m/s entsprechend Windstärken 8 bis 10 der Beaufort-Skala. Die höchste Windspitze von 25 m/s bzw. 90 km/h wurde am 4. und 5. erreicht.


Klimanachrichten:

– Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung teilte mit, dass die Niederschläge, welche bis Jahresende 2022 fielen, noch immer nicht ausreichend waren, um das „in 5 Jahren Dürreperiode gesunkene Grundwasser deutlich steigen zu lassen“. Ab der Mitte Deutschland nordwärts bis Küstennähe (vor allem Norddeutschland) herrschte noch zum Jahresbeginn verbreitet Dürre in den unteren Bodenschichten bis 1,8 Meter, wie ein Blick auf den Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums zeigte. Bis Ende Januar verbesserte sich das Wasserangebot im Unterboden deutlich, d.h. die Niederschläge drangen nun endlich auch bis in diese Tiefe vor.
– Die Ausdehnung des antarktischen Meereises erreichte im Dezember 2022 ein neues Rekordminimum. Das zusammenhängende eisfreie Gebiet ist das größte seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen im Jahr 1978 (Quelle: DWD).
– Die Meereseisfläche in der Arktis verringerte sich zwischen 1981 und 2010 pro Jahrzehnt um etwa 13 %. Aktuell sind es 4 % pro Jahr. Das ist daher von Bedeutung, weil so der Erwärmungstrend in der Nordhemisphäre verstärkt wird. Ohne Eisfläche verringert sich das Reflektionsvermögen des Bodens (Albedo), was zu einer höheren Absorption der einfallenden Sonnenstrahlung führt, was die Erwärmung beschleunigt. Eine eisfreie Arktis hätte katastrophale Auswirkungen auf das Klima- und Ökosystem. Das Klima der gesamten Nordhalbkugel würde sich ändern – auch die Wetterlagen wären andere.


Kipppunkte im Klimasystem

Beim Klima sind nicht nur kontinuierliche Änderungen (Klimawandel) möglich, sondern auch irreversible (unumkehrbare). Diese können z. B. bei bestimmten Temperaturen ausgelöst werden. Die Wahrscheinlichkeit des Eintretens ist dabei die weitgehend unbekannte Größe und Wechselwirkungen sind kaum erforscht. Ein naheliegendes Beispiel für unsere Region ist der Golfstrom, auch als „Heizung“ Nordeuropas bezeichnet…….Die Klimaerwärmung lässt große Eismassen im Norden schmelzen (wie aktuell beobachtet und durch Expeditionen z.B. im Grönlandeis nachgewiesen). Dadurch reduziert sich der Salzgehalt des Wassers. Durch die somit verringerte Dichte des Wassers sinkt es langsamer ab und die komplette Meeresströmung des Golfstroms verliert an Geschwindigkeit, womit sich der Temperaturausgleich mit der Umgebung viel langsamer vollzieht. Käme er aber ganz zum Erliegen, würde sich das warme Wasser in der Äquatorregion stauen. Damit würde aber auch die „Heizung“ Nordeuropas ausfallen und das kalte Wasser des Nordens hätte Einfluss auf unser Klima (auch die Auswirkungen auf die Tierwelt wäre gravierend). Das Klima Europas wäre ein anderes. Der Übergangszeitraum für ein derartiges Szenario wäre mit 10 bis 100 Jahren (nach Berechnungen) sehr kurz und folgenreich.
Kipppunkte können in unserem Nahbereich aber auch das völlige Verschwinden der Gletscher sein. Sie fungieren als Wasserspeicher, welche es immer gab. Verschwinden sie aber völlig, gehen plötzlich große Wasserreservoire, welche viele Alpenflüsse speisen, besonders im Frühjahr, verloren. Kipppunkte lösen Umweltveränderungen aus, welche die Menschheit nach Erreichen über Generationen hinweg oder sogar über Jahrtausende nicht mehr in den Griff bekommen. Mit steigenden Temperaturen nehmen Kippereignisse zu. Dazu ein Zitat von J. Rockström (Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung): „Der Moment, in dem die Erde von einem selbstkühlenden System – das sie noch ist – in ein selbsterhitzendes kippt, ist der Moment, in dem wir die Kontrolle verlieren“.


Siegmar Lorenz, Wetterbeobachter, Dipl.-Met.( FA)


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