Grüne Weihnacht, weiße Ostern ?

„Weihnachten im grünen Kleid, hält für Ostern Schnee bereit.“
„Weihnachten im Klee – Ostern im Schnee.“

So oder so ähnlich lauten einige Bauernregeln. Und auch in diesem Jahr sieht es zu Ostern nach dem letzten warmen Weihnachtsfest wirklich danach aus, als würde der Winter erneut seine Fühler zu uns ausstrecken. Was ist also dran an dieser Bauernregel?

Da Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu Christi immer auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond fällt, ist das Datum sehr variierend. So kann Ostern frühestens auf den 22. März und spätestens auf den 25. April fallen. Weil die Wahrscheinlichkeit auf Schnee mit zunehmender Fortschreitung des Frühlings geringer wird, sind März-Ostern natürlich öfter weiß, als jene, die Ende April gefeiert werden, ganz unabhängig davon, wie das Wetter zu Weihnachten war.

Eine weitere Schwierigkeit sind die unterschiedlichen Klimazonen Während es in Mittelgebirgslagen wie dem Erzgebirge relativ häufig im Frühling noch Wintereinbrüche gibt, sind sie in den wärmeren Tiefebenen oder gar dem Oberrheingraben sehr selten.

Betrachtet man jedoch nicht das Osterfest an sich, sondern den Zeitraum, in dem Ostern möglich ist, und sieht den „Schnee“ lediglich als Kälterückfall, dann ist an dieser Bauernregel schon etwas dran. Denn wenn der Winter spät (oder in einigen Gegenden auch gar nicht) kommt, dann gibt es häufig sehr lange Kälterückfälle.

Eine Ursache ist vor allem im Polarwirbel zu finden. Dieses vom Polarfront-Jetstream begrenzte großräumige eiskalte Höhentief bildet sich in jedem Winter aus der eisigen Luft, die aus der sonnenarmen Arktis aufsteigt, und löst sich bei zunehmender Sonneneinstrahlung im Frühjahr wieder auf. Seine Stabilität steuert im Wesentlichen die atmosphärische Zirkulation. Ist der Polarwirbel stark, gibt es einen einzigen Wirbel mit einem stabilen Jetstream und die arktische Kaltluft ist darin regelrecht „gefangen“. Die Winter in Mitteleuropa sind dadurch meist durch milde Westwetterlagen geprägt. Erst im Frühjahr, wenn der Polarwirbel schwächer wird, oft spaltet und nach Süden driftet, wird die Kälte „angezapft“ und kann bei entsprechender Wetterlage bis weit in den Süden vordringen. Allerdings wird der Südwesten und Süden Europas dann häufig schon von sehr warmen Luftmassen überzogen, die sich ebenfalls bis zu uns ausbreiten können und dann – wie in diesem Frühjahr – für enorme Temperatursprünge führen können.

Anders ist es bei im Winter schwach ausgeprägtem Polarwirbel, die sich schon früh in zwei oder mehr kleinere Wirbel spalten, welche sich nach Süden verlagern, meist und oft nahe der Baffin Island (Kanada) und dem Nordosten Sibiriens zirkulieren. Dadurch mäandriert auch der Jetstream sehr stark und Kaltluftpakete können immer wieder bis weit in den Süden befördert werden und für frühe und länger anhaltende Winterabschnitte sorgen. Die somit südlicher liegenden Zentren der Kaltlufttiefs werden im Frühjahr von der höhen steigenden Sonne meist rascher erwärmt und lösen sich auf, so dass späte Kälterückschläge eher die Ausnahme sind.

Dieses Wissen hatten die damaligen Bauern noch nicht, aber ihre genaue Beobachtergabe zeigte ihnen, dass „grüne Weihnachten“, also ein später Winterbeginn, häufig immer wieder Kälte und Schnee im Osterzeitraum brachten, während „weiße“ Weihnachten eher reingrüne Frühlingstage nach sich ziehen. (ch)

Dieser Beitrag wurde unter Wettermythen und Bauernegeln abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s