
Am Wochenende lag über Deutschland das Hoch Charly, welches milde und trockene Luft aus dem Süden brachte. Allerdings machen sich diese warme Luftmassen hauptsächlich in der Höhe bemerkbar. In den Tälern sammelt sich die schwere Kaltluft, die nach oben hin regelrecht gedeckelt wurde, d.h. der Austausch zwischen tief liegenden und höher liegenden Luftschichten wird durch eine Sperrschicht verhindert. Diese Umkehr des normalerweise mit der Höhe abnehmenden Temperaturverlaufs nennt man Inversion. Voraussetzung für eine solche Inversion ist eine Landschaft, die aus Hochflächen und darin eingeschnittenen Tälern besteht sowie nächtlicher wolkenloser Himmel und Windstille, damit sich die Luftmassen nicht vermischen können.
Die Inversion, die wir am Wochenende hatten, war die intensivste seit 2015. Damals sorgte eine kräftige Inversion am 2. und 3. November für die noch heute gültigen Novemberrekorde auf dem Fichtelberg (19,0 und 18,9°C). Diesmal erreichte der Fichtelberg „nur“ 15,3°C, was in der Novemberstatistik der Höchsttemperaturen (seit 1890) nur Platz 15 bedeutet. Denn solche Inversionen gibt es im Winterhalbjahr immer mal wieder.
Bei den kürzeren Erzgebirgsreihen wurden am 12. November einige Monatsrekorde übertroffen. So zum Beispiel mit den 18,5°C in Deutschneudorf-Brüderwiese (Messung seit 2006), was am Samstag zudem der drittwärmste Ort Deutschlands war! Auch Zinnwald-Georgenfeld (seit 1971) konnte sein bisheriges Novembermaximum um 0,3°C überbieten.
Die Temperaturumkehr machte sich besonders in den Nächten bemerkbar. Während es auf den Bergen ungewöhnlich warm war, gingen die Temperaturen in den Tälern vielfach in den Frostbereich. Die höchsten Tagestemperaturen gab es am Samstag in den Kammlagen zwischen 700 und 900 Metern Höhe. Am Sonntag kam Südföhn hinzu, so dass die Föhndüse im Schwarzenberger Oswaldtal alles hinter sich ließ. Interessant waren zudem die in den Tälern sehr großen Tagesgänge in den Tälern, welche zwischen tiefster Nacht- und höchster Tagestemperatur bis über 20°C Temperaturunterschied brachte. Nachfolgend einige Werte ausgewählter Erzgebirgsstationen.


Regelmäßige Leser unserer Seite wissen, dass solche Inversionswetterlagen nicht nur interessante Temperaturgänge, sondern auch herrliche Refraktionseffekte hervorrufen. Auch diese sind im Winterhalbjahr nicht selten. Allerdings waren am Wochenende aufgrund der knochentrockenen und sehr sauberen Luft oberhalb der Inversion die Luftspiegelungen nicht, wie gewohnt am Bayrischen Wald, sondern zeichneten sich klar und deutlich am 180-220km entfernten Riesengebirge ab. So konnte man neben dem gewohnten Grünen Strahl zum Sonnenaufgang auch beispielsweise die ständige Veränderung der deutlich sichtbaren Reifträgerbaude beobachten. Und auch die 220km entfernte Schneekoppe, die normalerweise nur hinter dem Hochwiesenberg herauslugt, wurde nach oben gespiegelt und überragte diesen. So klar und deutlich konnte ich Riesengebirgsspiegelungen noch nicht beobachten. Ein Zeichen dafür, dass die Luft bei uns immer sauberer wird 🙂
Nachfolgend die besten Fotos und ein Video vom Sonnenaufgang am 13.11. (ch, wh)















Fantastische Aufnahmen – und dann dazu noch der grüne Strahl, herrlich
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