
Während die Bäume sich bei den Frühlingstemperaturen längst ihrer weißen Pracht entledigt haben, werden die Messgeräte in der kompakten Schneedecke nur sehr langsam freigegeben.
Zur privaten Schneehöhenmessung erreichte uns eine Anfrage:
„Ich verfolge regelmäßig die Schneehöhen am Fichtelberg, die zum Glück inoffiziell weitergeführt werden. Vielen Dank dafür! In den letzten warmen Frühlingstagen, an denen auch auf dem Fichtelberg bis 10°C gemessen wurde, hat die Schneehöhe kaum abgenommen. Nach dem Schneehöhenmaximum zum Monatsanfang und zum Beispiel am 22. und 23.02. gab es bei geringeren Plusgraden eine viel deutlichere Schneeabnahme. Was sind hier die Ursachen?“
Vielen Dank für die interessante Frage. Zuerst einmal ist zu bemerken, dass die derzeitige Schneedecke durch einige flüssige Niederschläge sehr fest ist. Je höher der Wassergehalt, desto kompakter die Schneedecke und umso länger benötigt diese, um wegzutauen. Leider wird auch das Wasseräquivalent nicht mehr gemessen, so dass ein Vergleich zu vorherigen Jahren nicht möglich ist (*). Aber seit einigen Wochen kann man problemlos drüber hinweg laufen, das ist ein Zeichen für eine sehr hohe Schneefestigkeit.
In den letzten Tagen brachte das über Deutschland liegende Hoch FRAUKE nicht nur ungewöhnliche Wärme, sondern zum Teil auch extrem trockene Luft zu uns. Auf dem Fichtelberg lag die Luftfeuchtigkeit oft unter 30%, teilweise sogar unter 10%. In diesem Fall bleiben Taupunkt und Feuchttemperatur deutlich negativ und der Schnee sublimiert, d.h. er geht direkt in Wasserdampf über. Durch diesen energieaufwendigen Verdunstungsprozess wird der Umgebung Wärme entzogen (weswegen sich zum Beispiel nasse Kleidung kälter anfühlt, als trockene). Die Schneehöhe nimmt in diesem Fall kaum ab.
Erst bei feuchter Wärme, wenn sowohl Temperatur als auch Taupunkt und Feuchttemperatur über dem Gefrierpunkt liegen, geht der Schnee allmählich in den flüssigen Zustand über und beginnt zu tauen. Regen und Wind können den Tauprozess noch beschleunigen. Sind erst einmal Teile des dunklen Erdboden oder Asphalts freigelegt, geht es ganz schnell, denn die schon recht hoch stehende Sonne erwämt den Boden, der dann wiederum Wärme abgibt und den bis dato meist schon ergrauten Schnee vollends den Garaus macht. Das ist der Grund, warum das betonierte und schneeberäumte Fichtelbergplateau oft schon schneefrei ist, während an den 16 Schneemesspunkten an windgeschützten Waldlichtungen noch lange größere Messwerte abgelesen werden. (ch)
(*) František Nedvěd konnte im Skigebiet Neklid bei einer Schneehöhe von 1,85m einen Wert von 616mm messen! (1 mm Wasseräquivalent entspricht 1 l Schmelzwasser)
Dankeschön für diese interessante und verständlich formulierte Erläuterung!
Ich lese immer wieder gern auf dieser Seite und freue mich, dass hier trotz der mir völlig unverständlichen Schliessung der besetzten Wetterwarte weiterhin interessante Beiträge erscheinen!
Nette Grüße aus Thüringen, Michael
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Vielen Dank 🙂
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