Heftiger Doppelblitz (ch)
In den letzten Tagen berichtete die Freie Presse von einem Kugelblitz, der am 10.06.2018 in Schwarzenberg beobachtet wurde. Augenzeugen, die das Spektakel aus dem Auto heraus sahen, berichten, dass es kurz nach 20 Uhr plötzlich um sie herum taghell war, dann rollte ein blauer Blitz regelrecht durch die Bäume, über die Straße, in Richtung Brücke und weiter zum Fluss, wo es einen fürchterlichen Knall gab.
Das Gewitter an diesem Abend entwickelte sich direkt vor den Toren Schwarzenbergs. In der Blitzortung von Kachelmannwetter wurde um 20.23 Uhr ein Positivblitz registriert. Wie heftig solch ein Positivblitz trotz relativ geringer Stromstärke sein kann, habe ich bereits am eigenen Leib gespürt. Denn diese haben nicht selten eine sehr hohe Spannung und deshalb eine höhere Zerstörungskraft als normale Blitze. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass im Umfeld des Blitzschlags nachfolgend Kabelempfang, Telefon und Internet gestört waren und zahlreiche Geräte wie Router, PC’s, Fernseher oder Radios durch Überspannungsschäden ins Jenseits befördert wurden. Der Schall des Blitzes war sicherlich der von den Augenzeugen beschriebene Knall, denn dieser war im gesamten Oswaldtal zu hören.
Dass es Kugelblitze wirklich gibt, darüber ist sich die Wissenschaft inzwischen einig, denn sie konnten in Laboren inzwischen künstlich erzeugt werden. Allerdings gibt es hinsichtlich ihrer Entstehung mehrere Hypothesen, die von elektromagnetischen Wellen bis hin zu Siliziumwolken reichen. Einen interessanten Versuch unternahm der Plasmaphysiker Gerd Fußmann von der Berliner Humboldt-Universität. Er erzeugte in einem einfachen Experiment eine Leuchterscheinung, die einem Kugelblitz gleicht. An zwei Elektroden in einem gefüllten Wassergefäß legte er für Sekundenbruchteile eine Spannung von fünf Kilovolt an. Dabei entstand ein Leuchtgebilde, das etwa eine halbe Sekunde lang bestehen blieb. Fußmann schloss daraus, dass Kugelblitze durch Blitzeinschläge in Wasser entstehen könnten.
Auch an der Stelle, wo der Schwarzenberger Kugelblitz aufgetreten sein soll ist Wasser, denn dort fließt der Oswaldbach in die Große Mittweida. An der beschriebenen Stelle sind einige Schäden zu finden. So ist sowohl ein Stein des Weges zersprengt als auch ein Teil der Geländerplatte. Am Baum ist ebenfalls eine Spur zu sehen, die für einen direkten Blitzschlag eigentlich zu klein ist. Also doch ein Kugelblitz?
Es gibt zahlreiche Augenzeugenberichte von Kugelblitzen. Demnach kann sich die meist im Zusammenhang mit einem Gewitter auftretende runde Erscheinung sowohl ruhig bewegen, als auch tanzen und hüpfen wie ein Ball. Selbst farblich sind keine Grenzen gesetzt, es wurden schon weiße, blaue, grüne, gelbe, rote und sogar schwarze Erscheinungen beobachtet. Das Lebensalter ist sehr kurz und beträgt von weniger als eine Sekunde bis hin zu wenigen Minuten. Kugelblitze verschaffen sich Zutritt durch Öffnungen wie Türen, Fenster, Schlüssellöcher oder Schornsteine und durchdringen sogar mühelos Wände oder Türen. Er scheint oft in Wassernähe zu entstehen oder sich zu metallischen Leitern hingezogen zu fühlen. Kugelblitze sind sehr selten, aber ein Erleben ist bei den meisten sehr intensiv und unvergesslich.
Am 10. Mai 1965 beobachtete der damalige Wetterwart Horst Gäbler einen Kugelblitz auf dem Fichtelberg: „Beim Frühstück am Tisch vor dem Fenster sahen wir vom Süden her, am Haus entlang, etwas Helles auf uns zukommen, eine Art Kugel, aus der Erinnerung heraus würde ich von Fußballgröße sprechen. Ihre Geschwindigkeit würde ich mit der einer Armbewegung bezeichnen. Man nahm alles genau wahr, es ging aber zu schnell, um Einzelheiten festzustellen. Bevor wir uns noch ganz klar über diese Erscheinung waren, verschwand sie in der Luke des angebauten Schuppens. Während wir noch auf diese Stelle starrten, gab es in der Ecke unseres Zimmers einen ganz eigenartigen Knall. Es schien weniger ein Knall, mehr ein ‚Platsch‘, vielleicht so, als ob jemand einen großen, wassergefüllten Luftballon kräftig an die Wand geworfen hätte und dieser wäre zerplatzt. Den Weg dieser Erscheinung erkannten wir klar; denn durch die Wand dieses Schuppens hatte man ein Loch in unsere Wohnstube gebohrt und das Kabel zu einem wichtigen Sender in unsere Stube hindurchgeleitet. Über dieses Kabel, den Sender und die elektrische Leitung führte also der Weg bis zur Entladung an der Steckdose in unserer Zimmerecke, wo es dieses ‚Platsch‘ gegeben hatte.“ Selbst die Presse berichtete über diese Kugelblitzerscheinung.
Ob es sich auch im Schwarzenberger Fall um einen Kugelblitz handelte, lässt sich sicherlich kaum endgültig klären, aber ausgeschlossen ist es nicht. (ch)
Weitere Infos und Adresse für die Meldung eigener Beobachtungen: http://kugelblitz.uni-salzburg.ac.at/