100. Geburtstag der Wetterwarte Fichtelberg

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Heute wird die Bergwetterwarte Fichtelberg 100 Jahre alt! Die Feier sowie ein Tag der offenen Tür sind allerdings erst im Mai geplant, da wir um diese Jahreszeit von größeren Schneemengen ausgegangen sind…

Die ehemalige Klimareferenzstation Fichtelberg blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1889 errichtete der Erzgebirgsverein das erste Unterkunftshaus auf dem Fichtelberg. Der Bergwirt Brutus Fleischmann wird vom Meteorologischen Institut Sachsen gebeten, regelmäßig Wetterbeobachtungen vorzunehmen. Als aber der Fremdenverkehr auf Sachsens höchsten Gipfel immer mehr zunimmt, fehlt dem Bergwirt die Zeit für die Beobachtungen. Ab 1898 sind sie sehr lückenhaft, 1910 wurden sie gänzlich eingestellt.

Paul Schreiber, der Direktor des Meteorologischen Instituts Chemnitz wurde auf den Fichtelberg aufmerksam und setzte sich persönlich mit folgenden Worten für diesen Messstandort ein: „Ist dieser Berg auch nicht allzuhoch, so dass er sich mit den Gipfeln nicht messen kann, auf denen in Tirol, in der Schweiz, Frankreich, Italien u.s.w. Beobachtungen ausgeführt werden, so hat er doch eine wichtige und interessante Lage, dass die Beobachtungen auf ihm für die Fortschritte der meteorologischen Wissenschaft von höchstem Werth sein werden. Der Unterzeichnende hält es daher für seine Pflicht, für Erhaltung und Erweiterung der Station Fichtelberg mit allen seinen Kräften einzustehen.“

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Als 1913 der sächsische Landtag die Kosten für den Bau einer Wetterwarte genehmigte und im August 1914 die Grundsteinlegung zur Wetterwarte erfolgte, erfüllte sich für Prof. Schreiber ein lang gehegter Wunsch. Zum einen wurde nun die Reihe der Bergobservatorien (Hohenpeißenberg seit 1781, Brocken seit 1895, Schneekoppe seit 1880, Wendelstein seit 1883 und Zugspitze seit 1900) mit der Fichtelbergwarte fortgesetzt und zum anderen konnte damit eine repräsentative Station in der Nähe des Sitzes der Sächsischen Landeswetterwarte errichtet werden.

Trotz Schwierigkeiten durch den Kriegsausbruch und den damit verbundenen Gefahren setzte Prof. Schreiber die Realisierung des Baus der Wetterwarte durch. Aufgetretene Bedenken zerstreute er speziell durch den Hinweis auf die Wichtigkeit der Wetterbeobachtungen besonders im Kriege. Die Station wurde schließlich am 30. Dezember 1915 mit einer für Bergwetterwarten ausgereiften und durchdachten, zum Teil extra für den Fichtelberg entwickelten Messtechnik, sowie baulich auf einem hohen Standard, mit eingebauter Warmwasserheizung und Öfen zur Reserve sowie Wasserleitung und elektrischem Lichtanschluss übergeben.

Seit 1. Januar 1916 liegen lückenlose Beobachtungen der Wetterwarte Fichtelberg vor, aufgrund der zweimaligen Kriegswirren 1918 und 1945 und des Großbrandes am 26. Februar 1963 auf dem Fichtelbergplateau geschafft wurde, ist ein ganz herausragendes Ergebnis, welches dem selbstlosen und disziplinierten Einsatz der damaligen Mitarbeiter zu verdanken ist.

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Vom 30.09.2009 bis 31.12.2014 war die Wetterwarte Fichtelberg eine von zwölf Klimareferenzstationen mit der Aufgabe, die Qualität aller klimatologischen Beobachtungsreihen des DWD auch bei immer wieder notwendigen Wechsel der Messtechnik sicherzustellen um belastbare Fakten zum Klimawandel zu liefern.

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Eh. DWD-Präsident Wolfgang Kusch und der eh. ZAMG-Direktor Fritz Neuwirth bei der Einweihung der Klimareferenzstation Fichtelberg am 30.09.2009

Das Team der Wetterwarte auf dem Fichtelberg beobachtet rund um die Uhr das aktuelle Wettergeschehen, führt lückenlos die Beobachtungs- und Messreihe und erzeugt halbstündlich eine Meldung mit zahlreichen meteorologischen Werten. Diese Parameter werden sowohl durch Sensorik gemessen als auch durch Augenbeobachtungen bestimmt bzw. konventionell erfasst (Niederschlagshöhe, Niederschlagsart, Schneehöhe , Zustand der Schneedecke und Wassergehalt, Sichtweite, Wolkenbedeckung mit -höhe und –art, Wolken unterhalb der Station, Glatteis und Glätte auf Straßen und Wegen, Gewitter, Nebel, Art und Mächtigkeit von Nebelfrostablagerungen, u.v.m., was durch einen Automaten nicht oder nur punktuell erfasst werden kann). Alle beobachteten Wettererscheinungen und Besonderheiten werden kontinuierlich dokumentiert. Hinzu kommt die Wartung der automatischen Messgeräte, die vor allem im Winter mehrmals täglich notwendig ist, um eine sichere Datenqualität zu gewährleisten.

Zu den zahlreichen Zusatzaufgaben zählen die Beobachtung des Wachstums und der Entwicklung von Pflanzen im Jahresverlauf (Phänologie) sowie Fein- und Grobstaubuntersuchungen für den Bereich der Medizinmeteorologie des Deutschen Wetterdienstes. Aufgrund der Umweltbelastung durch Kraftwerke im Böhmischen Becken werden an der Wetterwarte auch Schwefeldioxid und Ozon gemessen sowie für verschiedene Umweltstudien Nebeltröpfchen gesammelt und analysiert. Weiterhin ist die Wetterwarte Fichtelberg zuständig für die Betreuung, Pflege und Wartung der automatischen Wetterstation in Carlsfeld (Westerzgebirge).

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3 Antworten zu 100. Geburtstag der Wetterwarte Fichtelberg

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  2. Katharine Müller schreibt:

    Herzlichen Glückwunsch zum 100-Järhigen Jubiläum. Vor allem wünsche ich Euch, dass ihr einen Weg findet, damit die Wetterwarte bleiben kann. Der Fichtelberg „ohne“ ist nicht vorstellbar. Die Wetterwarte gehört seit 100 Jahren einfach kulturell dazu. Außerdem ist das Wetter am Erzgebirgskamm ein ganz eigenes, die Wettervorhersage stimmt für hier fast nie. Das sollte man erst einmal in den Griff bekommen, bevor man nur ansatzweise an Vollautomatisierung oder Schließung denkt.

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  3. Wernfried schreibt:

    Diese Auffassung kann man nur unterstützen. Man sollte nicht alles Computern und automatischen Systemen überlassen, denn elektronische Sensoren können eben nur das registrieren wofür sie konstruiert sind. Randbedingungen, Abweichungen vom Regelverhalten gehen unter. Menschen können diese erfassen. Deswegen soll die Wetterwarte bestehen bleiben und nicht dem Automatismus und dem Spartrieb geopfert werden. Glückwünsche zum Jubiläum und weitere 100 Jahre im Sinne der Wetter und Klimaforschung an diesem exponierten Ort

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